TV-Tipp des Tages: "Stubbe - Von Fall zu Fall" (ZDF)
Vier Anwälte feiern einen feuchtfröhlichen Abend in einem Lokal vor den Toren der Stadt. Am nächsten Morgen ist die hübsche Bardame verschwunden; einer der Männer liegt erschlagen in der Nähe der Müllcontainer.
13.01.2012
Von Tilmann P. Gangloff

"Stubbe - Von Fall zu Fall: In dieser Nacht", 14. Januar, 20.15 Uhr im Zweiten

Es ist ein netter Zug vom ZDF, den dritten Teil der winterlichen "Stubbe"-Trilogie gleich eine Woche nach dem zweiten Film zu zeigen, denn natürlich will man wissen, wie’s mit dem Hauptkommissar und der rothaarigen Kriminaltechnikerin weitergeht. "In der KTU brennt noch Licht", frotzelt Kollege Zimmermann (Lutz Mackensy), als sich Stubbe (Wilfried Stumph) ungewohnt früh in den Feierabend verabschiedet. Schon Helene Grass hat vor drei Jahren als Kollegin Rosinsky frischen Wind in die Reihe gebracht, aber Heike Trinker setzt noch eins drauf, zumal man Marlene Berger schon allein wegen ihrer ironischen Distanz spontan ins Herz schließt. Mit ihrem erfrischenden Lächeln erobert sie nicht nur Stubbe im Sturm.

Vier Anwälte feiern einen feuchtfröhlichen Abend

Die Liaison am Arbeitsplatz hat den Vorteil, organischer Bestandteil der Krimi-Ebene zu sein; der Erzählstrang mit Stubbe-Tochter Chrissie (Stefanie Stumph), die nach ihrer Fehlgeburt um das verlorene Baby trauert, läuft da etwas nebenher. Die obligate Mördersuche ist allerdings auch deshalb interessant, weil’s den Täter offenbar schon selbst erwischt hat: Vier Anwälte feiern einen feuchtfröhlichen Abend in einem Lokal vor den Toren der Stadt. Am nächsten Morgen ist die hübsche Bardame, die sie bedient hat, verschwunden; dafür liegt einer der Männer erschlagen und mit heruntergelassenen Hosen in der Nähe der Müllcontainer. Die junge Frau taucht zerschunden wieder auf, kann sich aber an nichts erinnern. Der Falls scheint klar; seltsam nur, dass die Tatwaffe, eine schwere Taschenlampe, sorgfältig abgewischt und zwischen dem Müll versteckt wurde.

Abgesehen von dem wie eine Horrorfilmszene inszenierten überraschenden Auftauchen der Bardame hat sich Regisseur Oren Schmuckler ganz dem Format untergeordnet; wenigstens sorgt die eine oder andere schwungvolle Kamerafahrt für optische Akzente. Dafür ist eine Szene im Hörfunkstudio geradezu eine Verkettung von Anschlussfehlern, weil Chrissie als Radiomoderatorin ein Live-Interview mal mit, mal ohne Rotlicht führt. Das feste Ensemble ist gut wie stets, Peter Benedict spielt den Oberanwalt mit Hingabe als Ekelpaket, doch einige der anderen Gastdarsteller wollen mitunter zuviel des Guten. Kein herausragender "Stubbe", aber schön beiläufig erzählt (Buch: Martina Mouchot und Matthias Keilich): Ein Fahrrad vor einer Haustür sagt mehr als tausend Worte; und wer genau in einen Papierkorb geschaut hat, weiß schon vor der Polizei, warum der Fall keineswegs so klar ist, wie es scheint.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).