Bibelserie: Du sollst Geld verleihen!
Ja, man kann viel falsch machen bei Krediten. Die Bibel gibt wertvolle Tipps, wie der private und geschäftliche Leihverkehr ohne weitreichende Folgen bleiben kann.

Auch in biblischen Zeiten klaffte eine Schere zwischen Arm und Reich. Deshalb stellte sich die Frage nach der Ethik des Leihens. Wohlhabende sollen den Armen Geld leihen, ohne Zinsen zu nehmen, empfiehlt die Bibel, "seid nicht geldgierig, und lasst euch genügen an dem, was da ist." (Hebräer 13,5). Letztlich abgerechnet werde ganz am Ende, warnt die Bibel: "Kein Habsüchtiger hat ein Erbteil im Reich Christi und Gottes." (Epheser 5,5)

Du sollst Geld verleihen!

5. Mose 15,7-10; Lukas 6,34f.

Zumindest wenn es sich um arme Mitmenschen handelt, gilt: Ein Mensch sollte Geld verleihen, und zwar so, "dass das Herz nicht verdrießt". Der Grund ist nicht nur, jemandem aus der Patsche zu helfen, sondern um von Gott gesegnet zu werden. Hier vertritt die Bibel an einigen Stellen eine lupenreine Werkgerechtigkeit. Jesus treibt die Tugend des Leihens auf die Spitze und hinterfragt private Verleiher wie die gesamte Kreditwirtschaft: "Leiht, wo ihr nichts dafür zu bekommen hofft!“ Wer Geld leiht, sollte also nicht automatisch davon ausgehen, das Verliehene zurückzubekommen; das sei vielmehr das Gebaren der Sünder, "damit sie das Gleiche bekommen".
Zitat: "Du sollt ihm leihen, soviel er Mangel hat."

Vorsicht bei Bürgschaften!

Sprüche 22,26f.

Bei Geld hört die Freundschaft für einige Menschen nicht auf. Gerät ein Freund in Not, stellen sie sich als Bürgen für dessen Kredit zur Verfügung. Ein löbliches, aber riskantes Verhalten. Denn wenn der Freund seinen Kredit nicht bedienen kann, bittet der Geldverleiher den Bürgen zur Kasse. Das konnte schon vor 3000 Jahren fatale Folgen haben. Aus diesem Grund warnte der weise und lebenserfahrene König Salomo davor, Bürgschaften zu übernehmen.
Zitat: "Sei nicht einer von denen, die mit ihrer Hand haften und für Schulden Bürge werden. denn wenn du nicht bezahlen kannst, so wird man dir dein Bett unter dir wegnehmen."

Erlasse die Schulden!

5 Mose 15,2; 1 Makkabäer 15,8

Eine nette Geste oder pure Taktik? Eher das Zweite: Dass der Seleukidenkönig Antiochos dem jüdischen Makkabäerfürsten Simon die Schulden erlässt, hatte Hintersinn. Er wollte ihn als Verbündeten gegen einen Widersacher gewinnen. Wie hingegen ein selbstloser Schuldenerlass aussehen kann, schildert das Gesetz des Mose. Es fordert die gläubigen Gläubiger auf, alle sieben Jahre den Nächsten die Schulden zu erlassen. Einfach so, um Gottes willen.
Zitat: "Wenn einer seinem Nächsten etwas geborgt hat, der soll's ihm erlassen."

Nimm von Armen keine Zinsen!

3 Mose 25,35-37; 5 Mose 23,20f.; Sprüche 28,8; Jesus Sirach 29,2

Verleihen ist gut: "Leihe deinem Nächsten, wenn er's nötig hat." Zinsen nehmen im Prinzip auch. Allerdings soll man Arme vor der demütigenden Prozedur des Zinsenzahlens bewahren. Die Bibel begründet das nicht mit moralischem Zeigefinger, sondern theologisch: "Du sollst dich vor deinem Gott fürchten, dass dein Bruder neben dir leben könne!" Gott habe sein Volk aus der ägyptischen Gefangenschaft geführt – deswegen solle man sich seinem bedürftigen Nächsten gegenüber auch in befreiender Weise verhalten. Das kann auch so geschehen, dass eingenommene Zinsen hilfsbereiten Mitmenschen gespendet werden: "Wer sein Gut mehrt mit Zinsen und Aufschlag, der sammelt es für den, der sich der Armen erbarmt."
Zitat: "Du sollst ihm dein Geld nicht auf Zinsen leihen."

Lass Deine Kinder Schulden eintreiben!

Tobit 4,21

Tobit hatte einst bei einem Mann in einer fernen Stadt zehn Talente Silber geliehen. Um das Geld zurück zu holen, schickte er seinen Sohn Tobias mit dem Schuldschein dorthin. Viele märchenhafte Abenteuer erlebt der junge Mann auf dem Weg, er begegnet dem Engel Rafael, mordenden Dämonen, heilenden Fischen – und seiner späteren Ehefrau Sara. Am Ende kann Tobias sogar seinen erblindeten Vater wieder sehend machen.
Zitat: "Darum überlege dir, wie du zu ihm gelangen, das Geld von ihm bekommen und ihm seinen Schuldschein zurückgeben kannst!"

Leg Dein Geld gewinnbringend an!

Lukas 19,11-27

Dies Gleichnis Jesu könnte ein Werbespruch für jeden Anlageberater sein. Vor seiner Abreise händigt ein Fürst jedem seiner zehn Knechte einen Geldbetrag in Höhe von einem Pfund aus mit der Aufforderung, damit zu handeln. Nach seiner Rückkehr ist er neugierig. Der erste Knecht hat das ihm anvertraute Pfund verzehn-, der zweite verfünffacht. Die beiden kassieren dickes Lob vom Fürsten und erhalten machtvolle Positionen in seinem Reich. Der dritte allerdings reicht dem Fürst sein Originalpfund zurück; aus Angst, etwas falsch machen zu können, hatte er es liebevoll in einem Tuch aufbewahrt. Erbost herrscht der Fürst den Knecht an, warum er das Geld denn nicht zur Bank gegeben hätte. Als Strafe nimmt er dem vorsichtigen Knecht das eine Pfund und gibt es dem erfolgreichsten Geldanleger. Auf die verständnislosen Reaktionen der anderen antwortet der Fürst mit einem merkwürdigen Spruch: "Wer da hat, dem wird gegeben werden; von dem aber, der nicht hat, wird auch das genommen werden, was er hat."
Zitat: "Warum hast du mein Geld nicht zur Bank gebracht?"

Leihe Mächtigen nichts!

Sprüche 22,7; Jesus Sirach 8,15; Apostelgeschichte 17,16

Wer dem Rat des Jesus Sirach folgt, dürfte eigentlich keine Staatsanleihen kaufen. Denn ein Staat ist selbstverständlich mächtiger als ein einzelner Geldanleger. Auch mit seiner Prognose ist das weise Bibelbuch am Puls der Zeit: "Leihst du ihm aber etwas, so schreib es gleich ab." Das Risiko ist groß, dass der Mächtige das Geld nicht zurückzahlt, sei es aus Willkür, sei es, weil er pleite ist. Dass es Griechenland so ergehen könnte, wusste der Apostel Paulus allerdings noch nicht, als in Athen "sein Geist ergrimmte". Und andersherum, sollte man sich von Mächtigen leihen? Tunlichst nicht, meint Salomo – denn "wer borgt, ist des Gläubigers Knecht."
Zitat: "Leihe keinem etwas, der mächtiger ist als du."

Zum Weiterlesen:
Dietrich Bauer: Geldgeschichten der Bibel, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2000. Weitere Folgen der Bibelserie finden Sie hier.


Die Serie "Das beste der Bibel" ist auch als Buch erschienen: Uwe Birnstein, Das Beste aus der Bibel, Würzburg 2010.