Gaby Dohm: "Sie ist nicht unbedingt sympathisch"
Prominenter Neuzugang bei der erfolgreichsten deutschen Fernsehserie: Schauspielerin Gaby Dohm, die in den 80er Jahren als Krankenschwester Christa in der legendären TV-Saga "Die Schwarzwaldklinik" bekannt wurde, geht in der neuen Staffel des ARD-Dauerbrenners "Um Himmels Willen" unter die Ordensschwestern. Die 68-Jährige übernimmt die Rolle als Chefin des Serienklosters Kaltenthal und ist damit die Nachfolgerin der beliebten Schauspielerin Rosel Zech, die im vorigen August im Alter von 69 Jahren ihrem Krebsleiden erlag.
10.01.2012
Die Fragen stellte Cornelia Wystrichowski

Frau Dohm, in der Serie "Um Himmels Willen" spielen Sie die neue Chefin von Kloster Kaltenthal, Oberin Louise von Beilheim. Eine, gelinde gesagt, etwas spezielle Nonne...

Gaby Dohm: Und genau das macht mir großen Spaß. Sie ist sehr hochmütig und eitel, außerdem eine tüchtige Geschäftsfrau, deren Praktiken aber nicht lupenrein sind. Und sie spricht sehr gespreizt, in gedrechselten Sätzen. Ich finde das sehr originell und komisch.

Sie hatten wohl keine Lust, eine bescheidene Bilderbuch-Nonne zu spielen?

Dohm: Ich finde es schön, dass man in einem Lustspiel eine solche Figur riskiert, die nicht unbedingt sympathisch ist, nicht kitschig, nicht nur lieb. Das hat mich gereizt. Aber schon ihre Vorgängerin Frau Dr. Reuter war ja keine gütige Schwester, sondern herb, fast männlich.

Gespielt wurde sie von Rosel Zech, die im vergangenen Sommer ihrem Krebsleiden erlag und deren Nachfolge Sie jetzt antreten. Bleiben Sie langfristig bei der Serie?

Dohm: Jetzt gibt es erst einmal die eine Staffel und dann werden wir sehen, wie weit das noch geht.

Wenn man Ihre Biographie kennt, dann weiß man auch: So ganz fremd ist Ihnen der Kosmos nicht, in dem die Serie spielt.

Dohm: Mir ist diese Welt wirklich nicht wahnsinnig fremd. Ich bin in einer Klosterschule gewesen, bei den Herz-Jesu-Schwestern in Berlin – ein französischer Orden, also eigentlich Sacré Coeur. Da habe ich als Schülerin sehr viele Beobachtungen gemacht. Es gab die strenge Schwester, die gütige, die eitle – da gab es alle Schattierungen. Das sind auch nur Menschen, und sie versuchen, sich innerhalb eines Ordens hervorzutun.

"Meine Serienrolle hat eigentlich

sehr wenig mit Religion zu tun"

 

Wie halten Sie es heute mit der Religion? Gehen Sie in die Kirche?

Dohm: Ich bin keine regelmäßige Kirchgängerin, aber ich gehöre auch nicht zu denen, die nur zur Weihnachtsmesse in die Kirche gehen. Ich gehe hin und wieder in die Kirche, wenn sie leer ist, ich spende manchmal Kerzen oder bete auch mal. Meine Serienrolle hat aber eigentlich sehr wenig mit Religion zu tun. Beim Drehen kam ich deshalb, obwohl ich diesen Habit anhatte, nicht in die entsprechende Stimmung.

Ihre Rolle als Klosterchefin hat nichts mit Religion zu tun? Das müssen Sie erklären.

Dohm: Louise von Beilheim ist wie ein Manager angelegt, bei ihr geht es um ganz nüchterne Dinge wie Zubringertrassen oder Verhandlungen um Geld, das sie eintreiben möchte – für den guten Zweck, versteht sich. Sie setzt sich in keiner einzigen Szene mit dem Thema Religion auseinander. Die Szenen, in denen es um Zwiesprache mit Gott und all diese Dinge geht, haben andere Figuren.

Pünktlich zum Start der neuen Folgen feiert "Um Himmels Willen" zehnten Geburtstag. Kannten Sie die Serie, bevor Sie selber für die aktuelle Staffel in die Kutte geschlüpft sind?

Dohm: Ich hatte die ersten Folgen gesehen und seitdem manchmal reingeschaltet, aber ich bin niemand, der an Sendungen dranbleibt. Ich bin kein Seriengucker, der sich so richtig in eine Figur verliebt.

Dabei sind Sie mit zwei der erfolgreichsten deutschen Fernsehserien aller Zeiten verbunden, mit "Um Himmels Willen" und mit dem Klassiker "Die Schwarzwaldklinik". Was ist denn Ihrer Ansicht nach das Erfolgsgeheimnis der beiden Publikumslieblinge?

Dohm: Da kann ich jetzt kein Patentrezept aus dem Ärmel schütteln, ich sehe da keine Gemeinsamkeiten. Bis auf eine: die sehr guten Drehbücher in beiden Fällen. Bei der "Schwarzwaldklinik" war es ein toller Autor, Herbert Lichtenfeld, bei "Um Himmels Willen" ist es Michael Baier. Er hat einen ganz besonders guten Stil, er recherchiert fantastisch, und seine Drehbücher sind immer up to date, auf der Höhe des Zeitgeschehens. Es ist selten, dass man solche Texte in die Hand bekommt.

Werden Sie eigentlich noch auf Ihre "Schwarzwaldklinik"-Rolle als Schwester Christa angesprochen?

Dohm: Eigentlich nur von Journalisten (lacht).

Nervt es Sie?

Dohm: Nein, nicht direkt, aber ich weiß nicht ganz, was es eigentlich soll. Gerade im Zusammenhang mit "Um Himmels Willen" verstehe ich es gar nicht – also nach all den Jahren würde ich mich eigentlich auch mal gerne verweigern.

Okay, aber lassen Sie uns trotzdem bei der Vergangenheit bleiben: Sie spielten in den 80er Jahren unter der Regie von Ingmar Bergman in München Theater. Finden Sie das Drehen leichter Unterhaltungsserien nach solchen Erfahrungen nicht langweilig?

Dohm: Ich finde es furchtbar schade, dass in unserem Land anders als in Amerika nie kapiert wird, dass leichte Unterhaltung das Schwierigste ist. Dramatik ist wirklich nicht schwer: Weinen, Heulen, große Gefühlsausbrüche, das ist doch kein Problem. Bei leichter Unterhaltung muss man sehr viel mehr können. Man muss viel präziser sein, man muss in der Stimmung sein, ein Rhythmusgefühl haben, denn Pointen haben mit Rhythmus zu tun. Und man darf nicht übertreiben – das ist eine Gratwanderung. Langweilig? Gewiss nicht.


Gaby Dohm übernimmt die Rolle als Chefin des Serienklosters Kaltenthal: Die 13 neuen Folgen von „Um Himmels Willen“ sind von 10. Januar an immer dienstags um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen, und auch diesmal geht es wieder um das ständige Hickhack zwischen den Nonnen von Kloster Kaltenthal und dem schlitzohrigen Bürgermeister Wöller (Fritz Wepper). Die ARD-Serie startete vor zehn Jahren und ist mit regelmäßig mehr als sieben Millionen Zuschauern nach wie vor ein Quotengarant.