Was hat der Bundespräsident der "Bild" genau gesagt?
Die Debatte um die Zukunft von Bundespräsident Christian Wulff geht weiter. Bei Günther Jauch sagte Katrin Göring-Eckardt, Wulff habe es nun selbst in der Hand, ob die Debatte weitergehe. Derweil spielte Wulffs Anwalt den Ball wieder zur "Bild"-Zeitung zurück: Über die Veröffentlichung des Wortlauts von Wulffs Anruf müsse die Zeitung eigenverantwortlich entscheiden.

Die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt hofft auf ein rasches Ende der Debatte um Bundespräsident Christian Wulff. Das habe er jedoch selbst in der Hand, sagte die Bundestags-Vizepräsidentin am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Günther Jauch".

Vor allem müsse er umgehend alle Widersprüche aufklären. "Wir brauchen einen starken Bundespräsidenten", betonte Göring-Eckardt. Mit seiner Kredit- und Anruf-Affäre habe Wulff nicht das Amt, sondern sich selbst beschädigt, fügte sie hinzu.

Ähnlich sieht das "Spiegel"-Chefredakteur Georg Mascolo. Es gehe nicht darum, ob der Bundespräsident sich Geld von Freunden geliehen habe, sondern ob er als Ministerpräsident das Parlament über die Hintergründe seines umstrittenen Privatkredites angelogen habe. "Wulff hat sich immer sehr unnachgiebig gezeigt, wenn es um Verfehlungen von anderen gegangen ist", kritisierte Mascolo. Er habe andere Politiker bei Fehlern immer "hart beurteilt".

"Bild"-Redakteur: "Verhindern war eindeutig das Ziel"

Der stellvertretende "Bild"-Chefredakteur Nikolaus Blome bekräftigte, dass Wulff mit seinem Anruf bei der "Bild"-Zeitung die Veröffentlichung des Artikels über seinen Hauskredit "eindeutig" habe verhindern wollen. Zwischen der "Bild"-Zeitung und dem Bundespräsidenten habe es keinen Bruch gegeben. Die Recherchen liefen seit Jahren, erklärte Blome. Die Mailboxansage sei wichtig geworden, als Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) der Presse vorwarf, in der Kreditaffäre nicht nur an Aufklärung interessiert zu sein.

Die Pressefreiheit steht für den CDU-Politiker Bernhard Vogel "außer Frage". "Es darf keine Presseschelte geben", sagte er. Allerdings sei die Presse auch nicht "die letzte Instanz", die den Bundespräsidenten beurteile. Wulff habe einiges nicht richtig gemacht, aber er habe gegen kein Gesetz verstoßen.

Dem widersprach der Buchautor und Rechtsanwalt Ferdinand von Schirach. Die Drohung gegenüber der "Bild"-Zeitung sei eine versuchte Nötigung. Selbst wenn es ein vollkommen menschliches Verhalten sei, dürfe das ein Bundespräsident nicht. Er müsse glaubwürdig sein und dürfte kein "gestörtes oder glitschiges Verhältnis zur Wahrheit" haben.

Wortwahl "weniger dramatisch", als es den Anschein hat?

Wulffs Anwalt Gernot Lehr bestritt am Montagmorgen im Deutschlandfunk, Wulff habe mit seinem Anruf bei "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann die Berichterstattung über die Finanzierung seines Hauses unterbinden wollen. Entgegen anderen Behauptungen habe der Bundespräsident in der Mailbox-Nachricht nur um einen Aufschub gebeten, sagte der Anwalt. Dabei sei es Wulff auch darum gegangen, die Privatsphäre seiner Kreditgeberin, Edith Geerkens zu schützen. Damit wiederholte Anwalt Lehr die Aussagen, die Wulff bereits im Fernsehinterview mit ARD und ZDF getätigt hatte.

Lehr versicherte, sein Mandant und er würden sich weiterhin um größtmögliche Transparenz bemühen. Ob die "Bild"-Zeitung den Wortlaut von Wulffs Mailbox-Nachricht veröffentlicht, müsse sie allerdings selbst entscheiden, sagte der Anwalt. Grundsätzlich sei die Veröffentlichung eines privaten Telefongesprächs ein Tabubruch, sagte der Jurist Gernot Lehr am Montagmorgen im Deutschlandfunk. Ob "Bild" diesen Tabubruch begehen wolle, sei Sache der Redaktion.

Nach Darstellung von "Bild" hatte Wulffs Nachricht das Ziel, die Berichterstattung über den Privatkredit von Unternehmer Geerkens völlig zu unterbinden. Am Wochenende waren weitere Details über die Nachricht Wulffs auf der Mailbox von Diekmann bekanntgeworden. Der "Spiegel" berichtete in seiner Ausgabe vom Montag, die Wortwahl der Niederschrift sei "zumindest weniger ausfällig und dramatisch, als es in den bislang veröffentlichten Wortfetzen den Anschein gehabt habe". Wulff habe aber auch gesagt, dass er Strafantrag gegen die Journalisten von "Bild" stellen wolle.

epd