Der FDP-Vorsitzende Philipp Rösler will am heutigen Freitag beim traditionellen Dreikönigstreffen seine am Boden liegende Partei wieder aufrichten. Der 38-jährige Parteichef ist angesichts verheerender FDP-Umfragewerte vor seiner mit Spannung erwarteten Rede im Stuttgarter Staatstheater selbst angeschlagen. Der Bundestags-Fraktionsvorsitzende Rainer Brüderle wird bereits als Nachfolger gehandelt.
Brüderle rief die FDP am Donnerstag beim Landesparteitag in Stuttgart zum Kampf und zum Kurshalten auf. Das Dreikönigstreffen ist für die FDP seit Jahrzehnten der Aufgalopp ins neue Jahr und eine Gelegenheit, Selbstbewusstsein zu demonstrieren.
"Die "Boygroup" hat es nicht gebracht"
Der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) kritisierte das Erscheinungsbild seiner Partei: "Der Neuanfang vom Mai letzten Jahres war kein Neuanfang", sagte er dem Bayerischen Rundfunk (Bayern 2). "Ich erwarte, dass dieser Neuanfang jetzt wirklich geschieht. Denn diese sogenannte "Boygroup", die jungen Leute, die seit Mai eine große Chance hatten, die haben es ja nicht gebracht. Sie sind auseinandergefallen, sie haben nicht zusammengearbeitet."
Auf die Frage, ob Rösler der richtige Vorsitzende für die Partei sei, antwortete Baum: "Das wird sich zeigen." Im neuen ARD-Deutschlandtrend komme die FDP gerade noch auf zwei Prozent - "schlimmer kann es nicht werden". Entscheidend für Rösler sei nun das Abschneiden der FDP bei der Wahl in Schleswig-Holstein im Mai.
Die Liberalen dürften nicht "schwanken wie die Schilfrohre", sondern müssten ihre Prinzipien hochhalten, sagte Brüderle in Stuttgart. "Unsere Aufgabe ist nicht der tägliche Beifall, sondern das Richtige zu tun", sagte der 66-jährige FDP-Politiker, der den angeschlagenen Parteichef Rösler in seiner 20-minütigen Rede nicht erwähnte.
Homburger fordert Geschlossenheit
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr forderte Rösler auf, in seiner Rede der Partei einen Weg aus der Krise zu weisen. "Meine Erwartung an das Dreikönigstreffen ist, dass Philipp Rösler auch zeigt, wie er das Profil der Fortschrittspartei FDP schärfen will", sagte der Chef des mächtigen Landesverbandes Nordrhein-Westfalen der Nachrichtenagentur dpa.
FDP-Vize Birgit Homburger mahnte, nach Personalquerelen und Umfrage-Tiefstwerten müsse solide Sacharbeit und Geschlossenheit im Vordergrund stehen. Dies gelte auch für Rösler und Brüderle. "Wenn sich alle daran halten, dann werden wir es packen", sagte die baden-württembergische FDP-Landeschefin beim Parteitag.
In Stuttgart bemühte sich FDP-Generalsekretär Patrick Döring am Donnerstag weiter, die Aufregung nach einem "Stern"-Artikel zu dämpfen. Dem Magazin hatte Döring gesagt, Rösler sei "kein Kämpfer", sondern "ein Wegmoderierer". Das Verhältnis zum Parteichef sei von dem Bericht nicht belastet, sagte Döring. "Wir gehen geschlossen in das neue Jahr."