"Die Ölpalme schafft Arbeit, aber miserable Bezahlung"
Umweltschützer in Nicaragua kritisieren den Anbau von Ölpalmen auf großen Plantagen. Der Grund: Auf den Plantagen spielen die Einhaltung von Arbeits- und Umweltgesetzen keine Rolle. Und: Der Anbau der Ölpalmen beansprucht das ganze verfügbare Ackerland. Die Kleinbauern aber müssen ihre Existenz sichern und suchen billiges Land. Und nähren sich mehr und mehr deem Urwaldreservat Indio Maiz.
03.01.2012
Von Matthias Knecht

Umweltschützer in Nicaragua kritisieren den Anbau von Ölpalmen auf großen Plantagen. Der Aktivist Saúl Obregón im Gemeindebezirk El Castillo hält den Massenanbau für ein "Modell ohne Zukunft". Dem von der deutschen Entwicklungshilfe finanzierten Palmölkonzern Palcasa spricht er dabei durchaus positive Effekte zu. "Sie schaffen Arbeit, aber zu einer miserablen Bezahlung", sagte der Mitarbeiter von der Umweltstiftung "Fundación del Río" im Gespräch mit dem epd. Der Mindestlohn von 93 Cordoba (drei Euro) täglich reiche gerade für zwei Mahlzeiten.

Durch die zunehmenden Landkäufe von Palcasa würden nicht nur ansässige Kleinbauern dazu verleitet, ihre Existenz aufzugeben. Gefährdet werde damit auch das angrenzende Urwaldreservat Indio Maiz, mit 4.500 Quadratkilometern eines der wichtigsten und größten Mittelamerikas: "Viele Bauern suchen billigeres Land. Damit nähern sie sich immer mehr dem Urwaldreservat. Das gefährdet die Schutzzone."

Verwundert äußerte sich Obregón über einen "großen Widerspruch" in der deutschen Entwicklungshilfe: Die Palmölfirma Palcasa wird von der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG), einer Tochter der KfW Bankengruppe, mit einem Millionenkredit gefördert. Die Kleinbauern, die Bio-Kakao für "Ritter Sport" anbauen, bekommen Unterstützung von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).

"Die Ölpalmen sind bereits hier, und viele Leute hängen von ihnen ab"

"Ich glaube, der deutsche Steuerzahler ist sich nicht bewusst, dass er hier in Nicaragua zwei völlig entgegengesetzte Konzepte finanziert", kritisierte der Nicaraguaner. Obregón wies entschieden Vorwürfe zurück, ideologisch Opposition gegen die Ölpalmen zu betreiben. "Wir glauben nicht an das Modell", erklärte er. "Aber die Ölpalmen sind bereits hier, und viele Leute hängen von ihnen ab."

Palmöl ist mit 40 Millionen Tonnen jährlich das weltweit am meisten produzierte pflanzliche Öl. Die ursprünglich aus Afrika stammende Ölpalme ist je Hektar bis zu zehn Mal ertragreicher als etwa Sojabohnen, Raps oder Sonnenblumen. Palmöl ist in vielen Lebensmitteln enthalten, wird aber auch für Seife und Waschmittel sowie zunehmend für Biotreibstoffe verwendet.

Die nicaraguanische Umweltstiftung fordert nicht die Schließung der Plantage. Aber sie solle nicht weiter wachsen, sagte Obregón: "Und vor allem sollen sie sich an die Arbeits- und Umweltgesetze halten." Er befürchtet, dass die Palmölplantagen von einem Tag auf den anderen schließen könnten, wie das in El Castillo und anderen Regionen Nicaraguas bereits wiederholt passierte. Das wäre fatal, warnt der Umweltschützer: "Was bleibt, sind die Leute. Und der Umweltschaden."

epd