Filmkritik der Woche: "Ziemlich beste Freunde"
Über alle Gräben hinweg: Die französische Komödie "Ziemlich beste Freunde" erzählt die wahre Geschichte einer Freundschaft, die alle gesellschaftlichen Schranken überwindet.
03.01.2012
Von Sascha Westphal

Schon ein kurzer Blick auf die Verhältnisse in Frankreich reicht eigentlich aus, um Olivier Nakaches und Eric Toledanos "Ziemlich beste Freunde" als realitätsfernes Märchen und klischeeerfüllte Wunschvorstellung abzutun. Schließlich spricht nicht nur Nicolas Sarkozys Politik der Ausgrenzung gegen die Möglichkeit einer engeren Beziehung oder gar einer Freundschaft zwischen einem reichen weißen Aristokraten und einem schwarzen Kleinganoven, der als kleiner Junge aus dem Senegal in eine der trostlosen Pariser Vorstädte gekommen ist. Vor diesem Hintergrund macht die Einblendung zum Start des Films "Ziemlich beste Freunde" Sinn, die dem Publikum versichert, dass das Folgende auf realen Ereignissen basiert.

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Gleich auf den Hinweis auf die tatsächliche Begebenheit folgt eine irrwitzige Verfolgungsjagd durch das nächtliche Paris. Einfach zum Spaß rasen Driss (Omar Sy) und der querschnittgelähmte Philippe (François Cluzet) mit dessen Maserati über die Pariser Straßen und erregen damit die Aufmerksamkeit der Polizei. Driss wettet daraufhin, dass er die Verfolger abschütteln kann. Als ihm das nicht gelingt, schlägt er seinem Begleiter gleich noch eine zweite Wette vor.

Auf diesen wahrhaft rasanten Einstieg, der die beiden schon als Komplizen und Freunde zeigt, folgt erst einmal ein Sprung zurück in der Zeit. Driss ist gerade aus dem Gefängnis gekommen, nun muss er sich mehrfach um einen Job bemühen, sonst bekommt er keine Sozialhilfe. Deswegen will er sich im Stadtpalast von Philippe, der einen Betreuer sucht, eigentlich nur eine weitere Absage holen.

Doch so einfach macht es ihm der vom Hals abwärts gelähmte Multimillionär nicht. Etwas an der schnodderigen Art des Schwarzen weckt Philippes Interesse. Also schlägt er vor, er solle den Job für einen Monat auf Probe annehmen. Danach würde er seinen Stempel für die Sozialhilfe bekommen.

Gezielte Klischees und Übertreibungen

Gezielt arbeitet der Film mit Klischees und Übertreibungen, so wird sowohl Driss' wie auch Philippes Milieu mit nur wenigen sarkastischen Strichen gezeichnet. Vor diesem deutlich überzeichneten Hintergrund gewinnen die beiden ungewöhnlichen Freunde umso klarere und stärkere Konturen.

Omar Sy und François Cluzet erfüllen sie mit Leben und Widersprüchen, die alle eins versprechen: Menschen sind durchaus in der Lage, über sich und ihre Herkunft hinauszuwachsen und dabei alle gesellschaftlichen Gräben zu überwinden.

Frankreich 2011. Regie und Buch: Eric Toledano, Olivier Nakache. Mit François Cluzet, Omar Sy, Anne Le Ny, Audrey Fleurot, Clotilde De Mollet, Alba Gaia Bellugi, Cyril Mendy. 110 Min. FSK: ab 6, ff.

epd