"Die Trixxer", 29. Dezember, 20.15 Uhr auf RTL
Das Grundmuster erinnert an "Ocean’s Eleven", wenngleich mit einem deutlichem Unterschied: Die drei Hauptfiguren dieses RTL-Films, der bei Erfolg in Serie gehen wird, denken vor allem an andere. Sich selbst belohnen sie mit der großen Zufriedenheit, wenn sie wieder mal einen Großen aufs Kreuz gelegt und den kleinen Leuten auf diese Weise zu ihrem Recht verholfen haben. Das Serienpotenzial des Handlungskerns ist offensichtlich, zumal der Pilotfilm dank eines ausgefuchsten Drehbuchs (Christoph Darnstädt, Ulf Tschauer) und einer modernen Ästhetik (Regie: Dennis Satin, Kamera: Sven Kirsten) ein kurzweiliges Vergnügen darstellt.
Alouis ist der Kopf der Bande
Das flotte Erzähltempo und die komplexe Dramaturgie, die ähnlich wie beim Kinoklassiker "Der Clou" nicht nur den bösen Gegenspieler, sondern auch den Zuschauer hinters Licht führt, kaschiert zudem, dass die Hauptfiguren keinen besonderen Tiefgang haben. Das Berliner Trio, das erst im Verlauf der Handlung zum Quartett wird, lebt vor allem von seiner Divergenz: Alouis (Reiner Schöne) ist der "Mastermind" hinter den Beutezügen und eigentlich ein Ganove, der nur deshalb bei den Guten mitspielt, weil ihn Tochter Maya (Anja Nejarri), ehemalige LKA-Kommissarin, sonst dem Gesetz ausliefern würde. Dritter im Bunde ist Sebastian (Gregor Törzs). Wenn Alouis der Kopf ist, dann ist er der Körper. Später stößt noch Len (Mirko Lang) dazu, ein immerhin technisch äußerst beschlagenes Großmaul.
Ungleich ausgefeilter als die Charaktere ist der Coup, mit dem die vier dem Waffenschieber Brahms (Markus Boysen) drei Millionen Euro abluchsen. Um exakt diese Summe hat der Mann eine Gruppe von Senioren betrogen. Die Trixxer rächen sich, indem sie Brahms ein innovatives, aber überhaupt nicht existentes System zur Energiegewinnung verkaufen. Der Plan, in dem auch das noch von zu Guttenberg geleitete Verteidigungsministerium eine unfreiwillige Rolle spielt, ist von eindrucksvoller Raffinesse, basiert allerdings auf hemmungsloser Hochstapelei, was den Krimi immer wieder um komische Untertöne bereichert.
Nicht ohne Ironie ist auch die Mitwirkung von Christof Wackernagel als Rentner, der seinem Pazifismus zum Trotz in die Rolle eines in Panzer vernarrten Oberst schlüpfen muss. Reich an Wendungen, in den weiblichen Nebenrollen äußerst attraktiv besetzt (Sophia Thomalla, Anna Julia Kapfelsberger) und immer wieder für Überraschungen gut: Es wäre durchaus schade, wenn die vier Robin Hoods nicht auch weiterhin für die Umverteilung des Reichtums sorgen würden.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).