Arabische Liga stoppt vorläufig die Kämpfe in Syrien
Eine Delegation der Arabischen Liga ist zu ihrer Friedensmission in Syrien angekommen. Die Beobachter haben die umkämpfte Protesthochburg Homs erreicht, die Kämpfe dort wurden zunächst eingestellt. Doch noch am frühen Morgen hatte es heftige Gefechte gegeben. Ob es wirklich gelingt, den blutigen Aufstand gegen Präsident Assad zu beenden, ist aber nicht sicher.

Nach Ankunft der Beobachter der Arabischen Liga in Homs sind die Kämpfe in der Stadt zunächst eingestellt worden. Oppositionsaktivist Omar Homsi sagte der Nachrichtenagentur dpa bei einem Telefonat: "Es ist jetzt ruhig, keine Maschinengewehrsalven, keine Raketeneinschläge." Noch in den Morgenstunden waren bei heftigen Gefechten im Stadtteil Baba Amro sechs Menschen getötet worden. Kurz vor dem Besuch der Beobachtermission wurden nach Angaben von Aktivisten auch einige Panzer aus dem Gebiet abgezogen.

Nach einer Vereinbarung zwischen der Arabischen Liga und dem Assad-Regime sollen 150 Diplomaten und andere arabische Experten den Abzug der syrischen Armee aus den Städten und die Freilassung politischer Gefangener überwachen. Außerdem ist ein Dialog zwischen Regierung und Opposition vorgesehen. Menschenrechtsgruppen und Journalisten sollten ferner wieder nach Syrien einreisen dürfen. Ziel der Initiative ist es, das seit März andauernde Blutvergießen zu beenden. 50 Mitglieder der Mission waren am Montag in Damaskus eingetroffen. Bis Monatsende sollen alle Beobachter in Syrien sein.

Letzte Chance vor dem Bürgerkrieg

Wenige Stunden vor dem Eintreffen der Delegation der Arabischen Liga dauerte die Gewalt in Homs allerdings weiter an. Aktivisten zufolge wurden am frühen Morgen mindestens vier Menschen getötet. Seit Montag habe es insgesamt etwa 60 Tote gegeben. Nach UN-Schätzungen sind seit Beginn des Aufstands gegen Präsident Assad mehr als 5.000 Menschen ums Leben gekommen. Auch Papst Benedikt XVI. hatte in seiner Weihnachtsbotschaft die anhaltende Gewalt verurteilt.

Die Friedensmission der Arabischen Liga ist nach Meinung des britischen Guardian "die beste – und vielleicht letzte Chance", zu einer politischen Lösung zu kommen und einen voll entbrannten Bürgerkrieg in Syrien zu vermeiden.

Am Freitag hatte der Konflikt eine neue Eskalationsstufe erreicht: Bei zwei zeitgleichen Selbstmordanschlägen auf Gebäude der Sicherheitskräfte in Damaskus starben nach offiziellen Angaben 44 Menschen. Die Regierung machte das Terrornetzwerk Al-Kaida für das Blutbad verantwortlich. Oppositionelle mutmaßten hingegen, dass die Regierung die Bombenattacken selbst inszeniert habe, um die Gewalt gegen die Demokratiebewegung zu rechtfertigen. Ein gefälschtes Bekennerschreiben der syrischen Muslimbrüder im Internet heizte diese Spekulationen noch weiter an.

epd