Schauspieler Johannes Heesters mit 108 Jahren gestorben
"Jopi" ist tot: Der Sänger und Schauspieler Johannes Heesters starb an Heiligabend im Klinikum Starnberg im Kreis seiner Familie - wenige Tage nach seinem 108. Geburtstag.
24.12.2011
Von Andreas Rehnolt

"Du hast Glück bei den Frau'n, Bellami", "Es kommt auf die Sekunde an bei einer schönen Frau" und ganz sicher "Jetzt geh' ich ins Maxim", waren die Top-Hits des Sängers und Schauspielers Johannes Heesters. Der am 5. Dezember 1903 im niederländischen Amersfoort geborene Operettentenor galt mit seinen 108 Jahren schon lange als der älteste Schauspieler der Welt. Seit vielen Jahren lebte Heesters mit seiner zweiten Ehefrau Simone Rethel (62) im bayerischen Starnberg. Dort starb Heesters auch am Heiligabend - im Klinikum, im Kreise seiner Familie, wie es hieß.

Gefeierter Filmstar

Vor drei Jahren erst hatte das Theatermuseum Düsseldorf den einstigen Ufa-Star mit einer großen Ausstellung unter dem Titel "Auf den Spuren eines Phänomens" geehrt. Museumschef Winrich Meiszies sagte damals, Heesters bezaubere seit fast 90 Jahren "mit Charme und Eleganz ganze Publikumsgenerationen". Heesters spiegelte beispielhaft die europäische Unterhaltungsgeschichte des 20. Jahrhunderts wieder, betonten die Ausstellungsmacher.

Nach einer Gesangs- und Schauspielausbildung arbeitete Heesters zunächst einige Jahre am Theater in den Niederlanden. 1936 ging er nach Berlin und wechselte dort ins Operettenfach. Der gut aussehende Mime wurde in zahlreichen Opern- und Musikfilmen schnell berühmt und beliebt im Deutschland des Nationalsozialismus und avancierte zum gefeierten Star. Zu seinen größten Kinoerfolgen zählten Filme wie "Der Bettelstudent" (1936), "Hofkonzert" (1936), "Hallo, Janine" (1939), "Immer Du" (1941) und "Illusion" (1941).

Seine quasi Leib-Rolle war aber wohl die des Grafen Danilo in Franz Lehárs Operette "Die lustige Witwe". Diese Paraderolle sang und spielte Heesters 1938 zum allerersten Mal, und sie sollte ihn über 70 Jahre lang begleiten. Im Theatermuseum Düsseldorf war vor drei Jahren das Original-Kostüm des Grafen ausgestellt, das Heesters von 1938 bis 1978 in dieser Rolle getragen hatte.

Erster Berufswunsch: Priester

Ursprünglich hatte Heesters nach den Worten seines Enkels Johannes Fischer in den Niederlanden Priester werden wollen, änderte aber 1920 nach seinem ersten Theaterbesuch seine Pläne. Der Charmeur, der oft und gerne im schwarzen Frack nebst Gehstock, Zylinder, weißem Schal und weißen Handschuhen auftrat, wurde in seinem Heimatland wegen seines allzu gefälligen Auftretens in deutschen Filmen während der Zeit des Nationalsozialismus heftig kritisiert.

Dass er seine von Deutschen besetzte Heimat für eine Karriere in Deutschland verlassen hatte, hatten ihm seine Landsleute Jahrzehntelang nicht verziehen. Immerhin war er im Jahr 1941 auf Verlangen der SS gemeinsam mit dem Ensemble des Gärtnerplatztheaters Berlin im Konzentrationslager Dachau zu Besuch.

Dieser Besuch und sein Mitwirken in der NS-Unterhaltungskultur, die von Krieg und dem systematischen Morden in den KZs ablenken und zuletzt angesichts des verlorenen Kriegs zum Durchhalten motivieren sollte, wurden ihm nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs angekreidet. Immerhin hatte Propagandaminister Joseph Goebbels ihn noch ein Jahr vor Kriegsende in die "Gottbegnadeten-Liste" der unverzichtbaren Schauspieler aufgenommen.

Rollen bis zuletzt

Doch der Erfolg blieb Heesters auch im Nachkriegs-Deutschland treu. Operetten, Revuen, Filme und TV-Auftritte folgten. 1953 engagierte ihn sogar der Regisseur Otto Preminger für den Film "Die Jungfrau auf dem Dach" nach Hollywood. 1964 trat er in Amsterdam in Richard Rogers "The Sound of Music" auf. Nach scharfen Angriffen wegen seiner Karriere im Nazi-Deutschland wurde das Stück aber nach der Premiere sofort vom Spielplan abgesetzt.

Seit 1992 mit Simone Rethel in zweiter Ehe verheiratet, machte Heesters in den letzten 15 Jahren vor allem wegen seines hohen Alters immer wieder Schlagzeilen. Die Beschwerden kamen spät, bis zuletzt stand er immer mal wieder auf der Bühne. Doch seit 2009 war Heesters völlig erblindet und trug zudem seit einigen Jahren auch ein Hörgerät.

epd