Ein bedeutender Faktor für den starken Anstieg an Repressionen und Gewalt gegen Medienschaffende waren der Journalistenorganisation zufolge die Ereignisse um den Arabischen Frühling sowie Proteste in Ländern wie Sudan, Belarus oder Uganda. "2011 war in vielen Ländern ein Jahr der Demonstrationen und Kämpfe für Freiheit und Demokratie", sagte Vorstandssprecher Michael Rediske.
"Die meisten Machthaber antworteten mit systematischer Gewalt. Nicht nur die Proteste sollten im Keim erstickt, sondern auch Berichte darüber unterdrückt werden", so Rediske. Überwiegend treffe die Gewalt einheimische Journalisten.
Zu den Ländern mit der höchsten Zahl an getöteten Journalisten gehören wie bereits im vergangenen Jahr Pakistan (10 Todesfälle), Irak (7) und Mexiko (5). Zu dieser Gruppe zählt erstmals auch Libyen mit fünf getöteten Journalisten. In seiner aktuellen Bilanz veröffentlicht "Reporter ohne Grenzen" außerdem eine Liste der zehn gefährlichsten Regionen, Städte und Plätze für Medienschaffende weltweit: Dazu gehören etwa die syrischen Städte Deraa, Homs und Damaskus, der Tahrir-Platz in Kairo, der Distrikt Khuzdar in der südwestpakistanischen Provinz Belutschistan und der mexikanische Bundesstaat Veracruz.
Auch Blogger und Internetaktivisten gefährdet
Auch die Repressionen gegen Blogger und Internetaktivisten nahmen weiter zu. So wurden laut "Reporter ohne Grenzen" bisher 199 Cyberdissidenten festgenommen (2010: 152), zudem verloren mindestens fünf Online-Aktivisten ihr Leben.
"In einigen Ländern haben Blogger eine zentrale Rolle bei der Berichterstattung übernommen, vor allem, wenn konventionelle Medien stark zensiert oder internationale Journalisten nicht ins Land gelassen wurden", sagte Rediske. Damit seien sie stärker in das Visier von Behörden oder gewaltbereiter Gruppen geraten.
Einen Anstieg verzeichnete die Organisation auch bei der Zahl der Länder mit Online-Zensur, die sich von 62 auf 68 erhöht hat. Dagegen sei die Zensur konventioneller Medien mit rund 500 zensierten Medien konstant geblieben. Mehr als 70 Journalisten hätten schließlich in den vergangenen zwölf Monaten aus ihrer Heimat flüchten müssen.