"Krauses Braut", 20. Dezember, 20.15 Uhr im Ersten
Zum dritten Mal ist der dicke Polizeihauptmeister Kause aus dem Potsdamer "Polizeiruf" Hauptfigur einer eigenen Geschichte. In "Krauses Fest" feierte er Weihnachten, in "Krauses Kur" reiste er mit seinen beiden ältlichen Schwestern, die den elterlichen Gasthof führen, an die Ostsee. Um der Titelei treu zu bleiben, heißt der jüngste Film "Krauses Braut", was naturgemäß nahe legt, dass Krause heiratet; bei seinem ersten Solo durfte er sich ja schon mal verlieben. Tatsächlich endet die Geschichte mit einer Hochzeit, doch es ehelicht nicht etwa Krause, sondern seine jüngere Schwester Meta (Angelika Böttiger). Während der Kur hatte es zwischen ihr und einem Kölner Taxifahrer (Tilo Prückner) kräftig gefunkt. Dass der Rudi, Typ rheinische Frohnatur und daher mit dem völlig unpassenden Nachnamen Weisglut gestraft, die Meta ins heimische Köln entführen will, bringt den Haussegen der Krauses in eine bedrohliche Schieflage: Metas Auszug wäre das Ende für das Wirtshaus.
Ein Hochzeitsfest, das beinahe ins Wasser gefallen wäre
Leider ist das schon die gesamte Handlung. Es ist zwar erneut ein außerordentliches Vergnügen, Horst Krause, Carmen-Maja Antoni und Angelika Böttiger als Geschwister zu erleben, zumal die Dialoge vor allem in der ersten Hälfte des Films beste Komödie sind. Gerade Antoni darf sich als Schwester Elsa nach Herzenslust das Maul zerreißen. Und dass Bernd Böhlich, der den Krause vor gut zwanzig Jahren erfunden hat, den Film ähnlich gemessen inszeniert, wie sich der dicke Krause fortbewegt, ist zunächst auch kein Problem, weil Figuren und Darsteller genug zu tun haben. Für die zweite Hälfte ist Böhlich allerdings nicht viel eingefallen, und nun wirkt das Tempo auch nicht mehr wie eine Hommage an die Entschleunigung, sondern bloß noch schleppend. Es gibt ein viel zu ausführlich inszeniertes Hochzeitsfest, das beinahe ins Wasser gefallen wäre, weil Meta von einer "Event"-Firma betrogen worden ist, und dann plätschert die Geschichte langsam aus. Selbst die Auftritte der Gaststars Dominique Horwitz und Fritzi Haberlandt sorgen nur zwischenzeitlich für Belebung.
Die ersten sechzig Minuten sind allerdings wunderbare Unterhaltung, selbst wenn der Film über weite Strecken wie ein Kammerspiel wirkt, weil sich die meisten Szenen in der Gaststube zutragen. Wunderbar sind auch die gemeinsamen Auftritte von Andreas Schmidt als notorisch erfolgloser Nachbar Schlunzke, weil er und Krause so großartige Gegensätze sind. Dass ausgerechnet der ewige Verlierer zumindest für eine Nacht das große Los zieht, ist zudem eine äußerst sympathische Idee. Besser noch war Böhlichs Einfall, Schlunzke zum Vater zu machen: Ausgerechnet seine Tochter entpuppt sich am Ende als Rettung für den Gasthof, und sollte es eine weitere Fortsetzung geben, muss die junge Sonja Gerhardt (Hauptdarstellerin des Teenie-Films "Sommer" und eines der "Wilden Hühner") unbedingt wieder mit dabei sein.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).