TV-Tipp: "Weihnachtsengel küsst man nicht" (ZDF)
Lina verkauft sich unter Wert für zweitklassige Werbeauftritte. Auch in der Liebe ist sie bloß zweite Wahl: Ihr Freund, ein etwas schnöseliger Arzt, ist verheiratet.
17.12.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Weihnachtsengel küsst man nicht", 19. Dezember, 20.15 Uhr im Zweiten 

Diese Komödie ist eine wunderbare Einstimmung auf das Fest der Liebe und der perfekte Film für ein Fernseherlebnis zu zweit. Die Geschichte ist zwar alles andere als unvorhersehbar, aber welche Romanze ist das nicht? Außerdem hat "Weihnachtsengel küsst man nicht" zwei wunderbare Hauptdarstellerinnen zu bieten. Dass ihre österreichischen Partner hierzulande nahezu unbekannt sind, passt sogar zur Geschichte (Buch: Alexander Mahler, Eva Spreitzhofer), in der es um Liebe auf zweiten Blick geht: Je länger der Film dauert, desto mehr weiß man ihre Qualitäten zu schätzen.

Manche müssen zu ihrem Glück gezwungen werden

Die überschaubare Handlung dieser österreichisch-deutschen Koproduktion spielt in Wien und lebt vor allem von den üblichen Missverständnissen und Fehleinschätzungen: Lina (Silke Bodenbender) verkauft sich unter Wert für zweitklassige Werbeauftritte. Auch in der Liebe ist sie bloß zweite Wahl: Ihr Freund (Merab Ninidze), ein etwas schnöseliger Arzt, ist verheiratet; seine ständigen Versprechungen, die Gattin zu verlassen, entpuppen sich immer wieder als leeres Gerede. Linas beste Freundin Nettie (Alwara Höfels) besitzt eine Partnerschaftsagentur und ist außerdem ihre Managerin. Als sie Lina in der Vorweihnachtszeit für eine Wurstwerbung einen Auftritt als Christkind vermittelt, treffen sie auf Rudi (Simon Schwarz) und seinen Freund Manfred (Jürgen Maurer). Die beiden sind eine ähnliche Kombination wie Lina und Nettie: Manfred, der Macher, muss Rudi immer wieder zu seinem Glück zwingen.

Rudi war früher Werbetexter, ist dann ausgestiegen und hat in Tirol eine Rentierfarm gegründet. Eigentlich geht’s bei den Fotos um eins seiner Rentiere, aber weil er schon mal da ist, muss er sich als Weihnachtsmann verkleiden. Lina und Rudi reagieren aufeinander wie gleich gepolte Magnete, und auch Nettie erteilt Manfred eine deutliche Abfuhr; aber das ist selbstredend nur der Auftakt zu diversen mehr oder weniger unfreiwilligen Begegnungen, in deren Verlauf Lina beinahe zum Musical-Star wird und Rudi sich als begnadeter Plätzchenbäcker entpuppt. Die Dialoge sind witzig und bissig, die Schauspieler sehens- und liebenswert (Regie: Michael Kreihsl), und selbst die gelegentlichen Slapstick-Einlagen haben Stil. Außerdem zeigt sich wieder mal, wie harmlos Bosheiten klingen, wenn sie auf österreichisch dargeboten werden.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).