TV-Tipp: "Der Kommissar und das Meer: Laila" (ZDF)
Als eines Tages das Sommerhaus der Familie Lindvall abbrennt, stößt die Feuerwehr auf die verkohlten Überreste eines Menschen; Lailas Vater identifiziert das Mädchen anhand des Fußkettchens. Die hübsche schwarze Titelfigur ist die Adoptivtochter eines Pfarrers.
13.12.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Der Kommissar und das Meer: Laila", 15. Dezember, 20.15 Uhr im Zweiten

Es sind fast immer die Töchter. Die Söhne führen im Fernsehkrimi so gut wie nie ein Doppelleben. Vermutlich ist die Fallhöhe bei Mädchen einfach größer: Daheim sind sie Papas Liebling, unschuldig und liebenswert, draußen werden sie zum willigen Spielball von Begierden. "Laila" aus der Krimireihe "Der Kommissar und das Meer" erzählt so eine Geschichte. Die hübsche schwarze Titelfigur ist auch noch Adoptivtochter eines Pfarrers. Als eines Tages das Sommerhaus der Familie Lindvall abbrennt, stößt die Feuerwehr auf die verkohlten Überreste eines Menschen; Lailas Vater identifiziert das Mädchen anhand des Fußkettchens.

Laila erwartete ein Kind

Es dauert nicht lange, bis Kommissar Anders (Walter Sittler) auf das düstere Geheimnis stößt, das den Reiz dieses Films ausmacht: Die junge Laila Lindvall arbeitete abends nicht etwa, wie die Familie in gutem Glauben vermutete, im örtlichen Wirtshaus, sondern für einen "Eskort-Service". Im Internet findet sich prompt eine Seite, auf der ihre Vorzüge angepriesen werden; und die verschiedener anderer junger Damen, die vordergründig ein ehrbares Leben führen. Zum Mordfall wird der Todesfall, als sich rausstellt, dass Laila bereits tot war, als das Feuer gelegt wurde. Außerdem erwartete sie ein Kind.

Anno Saul, der gemeinsam mit Henriette Piper auch das Drehbuch schrieb, erzählt die Geschichte mit jener für die Reihe typischen Gelassenheit, wie sie auch Walter Sittler zu eigen ist. Robert Anders ruht in sich selbst, selbst wenn sein Privatleben gerade etwas durcheinander gerät, weil seine Frau auf Selbstfindung in Afrika unterwegs ist. Um so besser lässt sich die Situation von Familie Lindvall in seiner eigenen spiegeln: Tochter Ida wird flügge und erlebt ihren ersten Rausch. Das ist zwar nicht mit Lailas Treiben zu vergleichen, hat aber zur Folge, dass Anders um so besser nachvollziehen kann, was in Lailas Eltern vorgehen muss.

Ohnehin ist die Handlung dank ihres Faktenreichtums und diverser interessanter Nebenfiguren von bemerkenswerter Vielschichtigkeit. Während die Dinge vordergründig immer mehr aus dem Ruder laufen, werden die Fäden hintergründig auf kluge Weise miteinander versponnen, bis sich am Ende zeigt, dass alles miteinander zusammenhing; auch der Selbstmord einer jungen Frau, die mit der ganzen Sache gar nichts zu tun haben schien und der zu einem überraschenden Schluss mit Knalleffekt führt.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).