Trotz Finanzkrise - Schäuble bekommt den Karlspreis
Inmitten der Euro-Krise würdigt der Karlspreis einen Europäer aus innerer Überzeugung: Finanzminister Schäuble erhält die renommierte Auszeichung 2012. Die Gesellschaft zur Vergabe des Karlspreises sieht Europa am Scheideweg.

Der Karlspreis der Stadt Aachen geht im kommenden Jahr an Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Der CDU-Politiker habe in den vergangenen 30 Jahren entscheidend zum Aufbau der Europäischen Union beigetragen, erklärte das Karlspreisdirektorium zur Begründung am Samstag in Aachen. Auch heute trage Schäuble maßgebliche Verantwortung für die Stabilität Europas und sei gerade in Zeiten der Krise ein bedeutender Impulsgeber.

Mit Blick auf die Finanzkrise mahnt das Direktorium, der gemeinsamen Geldpolitik müssten weitere Schritte folgen. Auf Dauer verspreche nur ein Mehr an Europa Stabilität, Wachstum und Sicherheit. "Europa steht am Scheideweg - hin zur politischen Union oder hin zur langfristigen Bedeutungslosigkeit", warnte die Gesellschaft zur Verleihung der renommierten Auszeichnung. Die Zukunft des Euro sei untrennbar verbunden mit der Überzeugungskraft der Idee der europäischen Einigung.

Der 69-jährige Schäuble werde als 54. Karlspreisträger im Grunde für sein politisches Lebenswerk geehrt, sagte Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU). Er habe entscheidende Etappen der europäischen Einigung ab den 80er Jahren in verantwortlicher Position begleitet und teilweise maßgeblich mitgeprägt, vom Beginn des Binnenmarktes über die Gründung der Währungsunion in Maastricht 1992 bis hin zum Vertrag von Lissabon 2007.

Schäuble wird für seine Beiträge zur Stabilisierung der Währungsunion gelobt

Neben Schäubles "herausragenden Verdiensten um die Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas" und seinem frühzeitigen Einsatz für eine politische Union lobte Direktoriumssprecher Jürgen Linden auch dessen Beiträge zur Stabilisierung der Währungsunion. Die Wahl des Preisträgers 2012 transportiere die Botschaft, dass Fortschritte in Europa "nur mit einer inneren europäischen Überzeugung möglich sind, wie sie Wolfgang Schäuble hat". Europa sei für den Finanzminister "Herzensangelegenheit und innere Überzeugung".

Der Karlspreis gilt als eine der bedeutendsten europäischen Auszeichnungen. Er wird seit 1950 verliehen und besteht aus einer Urkunde und einer Medaille. Über die Verleihung entscheidet ein unabhängiges Gremium Aachener Bürger. Die Vergabe des Preises an Schäuble erfolgt zu Christi Himmelfahrt am 17. Mai nächsten Jahres.

Zu den früheren Preisträgern zählen Bundeskanzlerin Angela Merkel (2008) und ihre Amtsvorgänger Konrad Adenauer (1954) und Helmut Kohl (1988, alle CDU), der frühere US-Präsident Bill Clinton (2000), der britische Premier Tony Blair (1999) sowie der spanische König Juan Carlos (1982). Einen "Außerordentlichen Karlspreis" erhielt 2004 Papst Johannes Paul II. Im zu Ende gehenden Jahr wurde Jean-Claude Trichet ausgezeichnet, bis Oktober Präsident der Europäischen Zentralbank.

epd