"Stubbe – Von Fall zu Fall: Querschläger", 10. Dezember, 20.15 Uhr im Zweiten
Auch Menschen, die in sich ruhen, haben eine Toleranzgrenze: Wenn man sie nur lange genug provoziert, werden sie sich irgendwann wehren. Deshalb scheint die Lösung dieses ersten von drei neuen Fällen für Stubbe auf der Hand zu liegen: Seit geraumer Zeit terrorisiert eine Gruppe Jugendlicher den unbescholtenen Besitzer eines Fahrradgeschäfts. Im Internet sind die Aktionen sogar dokumentiert. Als der Wortführer der Bande eines Morgens tot am Elbufer gefunden wird, nachdem die Auseinandersetzungen am Abend zuvor einen Höhepunkt erreicht haben, ist Fahrradhändler Arne Tembrock (Dominique Horwitz) naturgemäß Verdächtiger Nummer eins. Aber je tiefer sich Stubbe und sein Kollege Zimmermann (Lutz Mackensy) in den Fall hineinarbeiten, desto undurchsichtiger wird die Sache; erst recht, als sich rausstellt, dass Tembrocks hübsche Tochter Amelie (Anna Hausburg), verlobt mit einem Sohn aus gutem Hause, kürzlich eine Affäre mit dem jungen Mann hatte. Er hat ihr sogar ein Lied gewidmet. "Ich würde töten für dich", heißt es darin. Nun ist er selbst tot.
Stubbes Tochter sorgt für einen Knalleffekt
17 Jahre währt die Erfolgsgeschichte der Samstagskrimis "Stubbe – Von Fall zu Fall" nun schon. Mit keiner anderen Figur ist Wilfried Stumph enger verbunden als mit dem sächsischen Hauptkommissar aus Hamburg. Und keine andere Krimireihe ist auch so sehr Familiensaga. Die Erzählebene mit dem Lebensweg von Stubbe-Tochter Christiane (Stumph-Tochter Stephanie) war zuletzt nicht immer rundum überzeugend integriert, aber diesmal sorgt sie buchstäblich für einen Knalleffekt: Weil Christianes letzter Arbeitgeber, eine Tageszeitung, nicht mehr existiert, arbeitet sie mittlereile für einen privaten Radiosender. Wie ein roter Faden ziehen sich die Meldungen einer Fliegerbombe durch ihre nächtlichen Moderationen, und als die Bombe schließlich explodiert, fällt fast zeitgleich ein Schuss, der Tembrock lebensgefährlich verletzt.
Die Auflösung des Falls ist ziemlich überraschend, aber die größere Qualität des Drehbuchs (Michael Illner) ist seine Komplexität, denn jeder Erzählstrang hat eine Subebene; seien es die Rapsongs der Jugendlichen oder die geheimnisvollen Botschaften, die Christiane von einem unbekannten Verehrer bekommt. Regisseur Marcus O. Rosenmüller, kürzlich mit "Wunderkinder" im Kino, inszeniert den Film kurzweilig und mit viel Sympathie für seine Figuren; auch für die Verdächtigen.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).