Studie: Neues Gesetz kann zur Organspende motivieren
Die Bereitschaft der Bürger, Organe zu spenden, lässt sich offenbar erhöhen, wenn sie regelmäßig gezielt gefragt werden. Das zeigt eine neue Umfrage. Deutlich wird aber auch: Es gibt viele Ängste und Unsicherheiten beim Thema Organspende.

Die geplante Änderung des Organspendegesetzes könnte tatsächlich zu einer höheren Spendenbereitschaft führen. Die sogenannte Entscheidungslösung könne dazu beitragen, dass mehr Menschen in eine Organspende einwilligten, sagte die Mehrheit der Befragten bei einer Umfrage der Krankenkasse Barmer GEK und der Bertelsmann Stiftung, die in Berlin vorgestellt wurde.

Derzeit wird fraktionsübergreifend an einer Änderung des Transplantationsgesetzes gearbeitet. Geplant ist, die Organspendebereitschaft der Bürger regelmäßig und strukturiert abzufragen, etwa über die Krankenkassen. Dabei soll erreicht werden, dass sich jeder Bürger einmal entscheidet, wie er zur Organspende steht. Nur mit der Einwilligung oder einer Einwilligung der Angehörigen nach dem Tod des Spenders dürfen Organe für die Transplantation entnommen werden.

66 Prozent aller Befragten sagen, sie würden Organe spenden wollen

In der Umfrage gaben 69 Prozent der Befragten an, dass die Entscheidungslösung bestimmt oder wahrscheinlich zu einer höheren Zustimmung zu Organspenden führen werde. 66 Prozent sagten, sie würden auch persönlich eine Einwilligung zur Organspende geben. 17 Prozent meinten, dass sie wahrscheinlich nicht einwilligen würden, zwölf Prozent sagten, dass sie sich bestimmt nicht zu einer Organspende bereit erklären wollten.

Die Zahlen (Grafik: epd) seien jedoch mit Vorsicht zu genießen, sagte Marlies Ahlert von der Universität Halle-Wittenberg, die Umfragen für den Gesundheitsmonitor 2011 der Barmer GED leitete. Die Telefon-Umfrage wurde im November unmittelbar nach Bekanntwerden der politischen Pläne durchgeführt. Zudem sei nicht erwiesen, dass jeder einen Organspendeausweis ausfülle, der in der Umfrage eine positive Absicht erklärt habe.

Darüber hinaus wurden in der Frage bereits Details genannt, die politisch noch nicht festgelegt sind. So wurde angegeben, dass jeder Bürger bei seiner Krankenkasse bei Ausgabe der Versichertenkarte oder bei der Ausgabe von Ausweisdokumenten seine Zustimmung oder Ablehnung zur Organspende geben müsse. Die Teilnehmer wurden dann gefragt, ob dieses Verfahren zu einer höheren Spendenbereitschaft führen würde. Zwischen den Fraktionen im Bundestag muss das genaue Verfahren aber noch geklärt werden.

Wer aufgeklärt ist, entscheidet sich meist für die Organspende

Die Umfrage ergab zudem, dass sich 36 Prozent nicht ausreichend über das Thema informiert fühlten. Das traf vor allem bei Menschen mit geringerem Bildungsgrad zu. 16 Prozent der Befragten besaßen einen Organspendeausweis. Insgesamt wurden 1.000 Frauen und Männer ab 14 Jahren Ende November telefonisch befragt.

[listbox:title= Infos rund um die Organspende[Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufkärung über interreligiöse Erfahrungen##Ruhr-Universität Bochum: Forschungsverbund Kulturübergreifende Bioethik##Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur Organspende ## Deutsche Stiftung Organspende ## Informationen von und über Eurotransplant ## Der Organspendeausweis zum Download ## Informationen gibt es auch per Telefon Montag bis Freitag von 9 bis 18 unter 0800/90 40 400]]

Für den Gesundheitsmonitor der Barmer GEK wurden 1.800 Personen befragt. Dabei gaben 21 Prozent an, einen Organspendeausweis zu besitzen. Nur die Hälfte der Befragten (54,5 Prozent) sagte, sie habe hohes Vertrauen, dass es zuerst um die Lebensrettung des potenziellen Organspenders gehe und nicht vorrangig um die Organentnahme. Eine bessere Aufklärung der Bevölkerung sei daher sehr wichtig, sagte der Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Christoph Straub. Er sprach sich zudem für ein zentrales Organspender-Register aus.

Unklar ist weiterhin, ob die gezielte Ansprache der Bürger oder eine bessere Infrastruktur in den Krankenhäuser die Zahl der Organspenden erhöht. In den ostdeutschen Ländern, in denen weniger Menschen einen Organspendeausweis haben als im Westen, gibt es dennoch mehr Organspenden. Das könnte damit zu tun haben, dass es weniger kleine Kliniken in Ostdeutschland gibt, die potenzielle Organspenden nicht melden. Der Bundestag will in der kommenden Woche eine Änderung des Transplantationsgesetzes beschließen, nach der die Krankenhäuser einen Transplantationsbeauftragten bestellen müssen.

epd