Bald eineinhalb Jahre nach dem Unglück habe die vom Land NRW mit der Nachsorge betraute rheinische Notfallseelsorge weiterhin Kontakt zu 450 Angehörigen aus 20 von 21 Familien der Todesopfer, berichtete Dr. Uwe Rieske, Leiter der Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rhienland. Die Angehörigen kamen sechs Mal zusammen, ebenso häufig wie die rund 120 betroffenen Überlebenden, die die Notfallseelsorge betreut, die Hälfte von ihnen mit "massiven Problemen".
Unter den Betroffenen - viele von ihnen wurden damals schwer verletzt, die meisten erlebten in den Pulks direkt neben oder unter sich andere sterben - litten viele noch bis heute an Folgen wie Schlafstörungen, Panikattacken, Konzentrationsschwächen. Wie Rieske weiter berichtete, gibt es auch weiterhin zahlreiche belastete Rettungskräfte.
Ziele der Betreuungen seien: sich den Ereignissen stellen, den Trauerprozess zulassen, bei Posttraumatischen Belastungsstörungen Hilfe holen. Die Hilfe der Notfallseelsorge - nicht zuletzt beispielsweise Anreise- und Unterbringungskosten für Angehörige und Betroffene - werden aus dem Hilfsfonds der NRW-Regierung finanziert, ferner auch durch mehrere großen Spenden, u.a. von den Fußballclubs MSV Duisburg und Schalke 04.
Einander Vergebung zusprechen
Im Düsseldorfer Landtag berichtete Rieske auch von einem "erschütternden" Erlebnis beim ersten gemeinsamen Treffen von Angehörigen und Betroffenen Ende November. Eine Überlebende, wie viele mit Schuldgefühlen für ihr Überleben geplagt, habe der Mutter eines toten jungen Mannes gesagt, sie habe erlebt, wir ihr Sohn starb. Die Mutter habe der jungen Frau geantwortet: "Ich will dass Du lebst und dass Du Dein Leben genießen kannst." Einander Vergebung zuzusprechen, könnten allein die Menschen untereinander, so Rieske. Die Notfallseelsorge habe dies einfach "behutsam zu moderieren".
Die Hilfe gehe weiter, erklärte Rieske, die Planungen umfassen für das Jahr 2012 u.a. weitere begleitete Treffen sowie die Einrichtung einer begleiteten Selbsthilfegruppe , so der Theologe, der berichten konnte, dass die Hilfe in Einzelfällen schon greift: "Etlichen geht es schon besser." Zugleich betonte Rieske, dass von einer erheblichen Dunkelziffer auszugehen sei. Betroffene können sich weiterhin melden, am einfachsten über hilfe-loveparade.de, etwa über die dortige "Webmail-Hilfe" mit einem anonymen und vertraulichen Kontaktangebot, sowie über die Hotline, deren Nummer den Tag der Katastrophe beinhaltet: 0800 / 24 7 2010. Beides werde weiterhin "intensiv genutzt" und angeboten, so Rieske.
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