"Der Uranberg", 7. Dezember, 20.15 Uhr im Ersten
In Sachsen kannte jedes Kind die Geschichte der Wismut; zumindest bis zur Wiedervereinigung. Hans-Werner Honert (Buch) und Dror Zahavi (Regie) erinnern in ihrem Film an die Pionierjahre des Unternehmens: Hinter der Tarnbezeichnung "Wismut" verbarg sich das Uranförderprogramm der Sowjetunion im Erzgebirge. Der Abbau des kostbaren Metalls war die Grundlage für das sowjetische Atomprogramm, und da es nirgendwo im Riesenreich auch nur annähernd so viel Uran gab wie in dem sächsischen Mittelgebirge, wurde der Bergbau ohne Rücksicht auf Verluste betrieben.
"Der Uranberg" erzählt auch davon. Vor allem aber ist der Film zunächst ein Familien- und dann ein Liebesdrama: Kriegsheimkehrer Kurt (Vinzenz Kiefer) hat sich im sowjetischen Antifa-Lager zum Kommunisten gewandelt und gerät bei seiner Rückkehr im Jahr 1947 prompt mit seinem Vater aneinander; Obersteiger Meinel (Christian Redl) wird auch mal handgreiflich, wenn ihm die Argumente für seine Hitler-Verehrung ausgehen. Trost findet Kurt bei Lydia (Nadja Bobyleva). Die junge Russin ist jedoch nicht nur Leutnant der Roten Armee, sondern auch die Tochter von Oberst Burski (Henry Hübchen), dem örtlichen Kommandanten; unbekümmert ignoriert das Paar das strenge Fraternisierungsverbot.
Wassermaßen fluten den Schacht
Der ahnungslose Oberst findet Gefallen am zielstrebigen Kurt, der ein neues Deutschland aufbauen will und nicht bloß unreflektiert wiedergibt, was ihm im sowjetischen Umerziehungslager eingebläut wurde. Er will Kurt sogar eine Ausbildung an der Bergbauakademie ermöglichen. Aber dann kommt es zur Katastrophe: Der Obersteiger hatte die ganze Zeit vor einem unterirdischen See gewarnt, der allerdings nur auf einer uralten Karte verzeichnet ist. Als die durch die Sprengungen freigesetzten Wassermaßen den Schacht fluten, droht unter anderem auch Lydia zu ertrinken. Ihre Rettung wäre nur auf Kosten des neuen Schachts möglich.
Der noch junge Kalte Krieg liefert einen spannenden Hintergrund für dieses Drama, das mitunter Züge eines Katastrophenfilms annimmt. Gerade die klaustrophoben, stets im Zwielicht gefilmten Bergbauszenen (Kamera: Gero Steffen) sind von großer Intensität. Die fast schon verschwenderisch gute Besetzung (in teilweise winzigen Nebenrollen unter anderem: Alwara Höfels, Oliver Stokowski, Udo Schenk) trägt naturgemäß gleichfalls zur Qualität des Films bei.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).