"Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlecht Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge." (Lukasevangelium, Kapitel 2, Verse 1-7)
"Also Joseph, alter Junge, ich bin der Engel des Herrn"
Wenn Udo Lindenberg die Weihnachtsgeschichte nach Udo erzählt, ist es im Prinzip dieselbe Geschichte - aber sie klingt ganz anders. "Maria und Josef waren schon 'ne Weile verlobt, da sagte Maria eines Tages: "Du, Joseph, ich weiß auch nicht so genau und wieso, aber ich glaube, ich bin jetzt doch 'n bisschen schwanger." "Junge, Junge, das is'n Ding", dachte Joseph. "Mit wem hat die sich denn hinter meinem Rücken eingelassen, was is'n da gelaufen? Da werd ich mich doch sofort entloben, eigentlich schade."
"Udo Lindenberg liest die Weihnachtsgeschichte nach Udo" - ist ein Buch mit Audio-CD (Bertelsmann Verlag, 9,95 Euro). Ganz amüsant ist das, wenn der Engel des Herrn zu Josef spricht: "Also Joseph, alter Junge, ich bin der Engel des Herrn, und die Sache mit deiner Braut, Das war kein Hausfreund, das war der heilige Geist persönlich." Dann wird es allerdings auch schnell ganz schön nervend. Denn die Sprache mag zwar aufgefrischt sein, modern - dem Alltag angepasst. Richtige Weihnachtsgefühle kommen aber nicht auf, wenn Joseph alias Udo Lindenberg den Kaiser und die Volkszähler als "Scheißbürokraten" beschimpft. Da helfen auch nicht die Bibeltexte zum Nachlesen oder die weihnachtliche Musik. Zuviel Udo-Schnodder zerstört eben die Stimmung.
"Eine schwangere Braut, ein Gentleman und ein Happyend"
"Wenn die Geburt des geheimnisvollen Kindes von Bethlehem, das unter einem strahlenden Stern zur Welt kam, schon ein Wunder ist, so ist es die Geschichte seiner Eltern erst recht. Es ist die Geschichte einer Liebe, die eigentlich keine Zukunft hätte haben dürfen. Doch Joseph und Maria von Nazareth standen zusammen – selbst, als alle Welt ihre Trennung forderte. Denn das Kind, das Maria in jener Sternennacht gebar, ist nicht von ihrem Mann …"
Es kommt daher wie Arzt-Roman oder eine Seifenoper: Das Weihnachtsspezial der Boulevard-Zeitschrift "das neue". Das Sonderheft ("Bibel Spezial", 2,50 Euro am Kiosk) widmet sich dem Thema Weihnachten. Die Geschichten mit den Ereignissen rund um Bethlehem sind bunt illustriert und die Überschriften wie "Eine schwangere Braut, ein Gentleman und ein Happyend: So fanden Maria und Joseph ihr Glück" über einem der Artikel könnten auch über der Story eines Promis stehen. Aber schließlich sind Maria und Josef prominent. Warum also nicht? Vielleicht animiert diese Art der Aufbereitung den ein oder anderen dazu, sich mit der Geburt Jesu zu beschäftigen, der nicht zu einer Bibel gegriffen hätte, um die Geschichte zu lesen. Natürlich ist das Ganze sehr Denn nicht umsonst verkaufen sich Kitsch-Romane so gut - gerade weil sie so seicht sind - und das ist diese Illustrierte natürlich auch. Übrigens: Das Spezial enthält auch einen Auszug aus dem Buch der Theologin Margot Käßmann "Wenn die Dunkelheit leuchtet".
Folgen Sie Josef von Nazareth auf Twitter
Wie muss sich Josef gefühlt haben, als er merkte, dass Maria schwanger war – jedoch nicht von ihm? Welche Gedanken gingen ihm wohl durch den Kopf? Und wie hat er die Reise nach Jerusalem und die Geburt von Jesus Christius erlebt? Die Werbeagentur Jung von Matt hat darauf eine Antwort gefunden: "Natürlich hab ich bemerkt, dass Maria etwas fülliger um die Hüften geworden ist. Aber ihr das zu sagen fand ich schon ein schmales Brett", twittert Josef von Nazareth und erzählt so die Weihnachtsgeschichte aus seiner Sicht - oder so, wie sich die Werbemacher sich Josefs Gedanken in die heutige Sprache übertragen vorstellen. Als Träger der Aktion konnte die Agentur das Evangelische Jugendwerk Württemberg gewinnen.
Neu ist das Ganze nicht, denn schon im vergangenen Jahr konnten Interessierte Josefs Tweet folgen. Leider sind es auch zum großen Teil wieder die alten Texte. Hinzu kommt: Sehr tiefgehend sind Josefs Gedanken bisher nicht: "Noch einmal der Hinweis: Wenn sie Zimmermannsarbeiten in und um Nazareth haben: Joseph, der Zimmermann - weil Bretter mir die Welt bedeuten." Trotzdem ist das Ganze unterhaltsam. Ein nettes Advents-Gimmick für unterwegs und zwischendurch.
Maike Freund ist Redakteurin bei evangelisch.de