EKD-Ratschef setzt sich für türkische Christen ein
In der Türkei gibt es eine lange Tradition deutschsprachiger Christen. Der Besuch einer EKD-Delegation sollte jetzt ein Zeichen der Solidarität mit der christlichen Minderheit in dem mehrheitlich muslimisch geprägten Land setzen.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, hat sich in der Türkei für die Verbesserung der rechtlichen Stellung von Christen eingesetzt. Schneider appellierte an die türkische Regierung, das im Sommer diesen Jahres erlassene Dekret zur Rückgabe von enteignetem Besitz an christliche und auch jüdische Gemeinden zügig umzusetzen. "Nach wie vor sind die Besitzrechte an Kirchengebäuden und Grundstücken, auch für unsere deutschsprachige evangelische Gemeinde in Istanbul, rechtlich ungesichert", erklärte Schneider anlässlich eines Besuches am Sonntag in Istanbul.

Es habe in den letzten Monaten eine Reihe positiver Entwicklungen gegeben, sagte der Ratsvorsitzende nach Angaben der EKD. Er freue sich über die hoffnungsvollen Signale, die er von Vertretern verschiedener Konfessionen in der Türkei gehört habe. "Ich hoffe, dass dieser Weg der Religionsfreiheit und des konstruktiven Miteinanders zum Wohl der türkischen Gesellschaft sich fortsetzt", so Schneider, der auch Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland ist.

Treffen mit dem orthodoxen Patriarchen

Am Samstag war Schneider mit dem griechisch-orthodoxen Ökumenischen Patriarchen, Bartholomäus I., zusammengetroffen. Schneider zeigte sich erfreut, dass der Ökumenische Patriarch, das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christenheit, sich sehr hoffnungsvoll im Blick auf die weitere Entwicklung der Religionsfreiheit in der Türkei gezeigt habe.

Er unterstrich das große Engagement des Patriarchen für die Erhaltung der Schöpfung. Er habe dessen Grußwort an die Delegierten der UN-Weltklimakonferenz in Durban "mit großer Zustimmung" gelesen. Christen in aller Welt würden dafür beten, dass die Vertreter der Staaten "mit Einsicht und Vernunft für die Zukunft unserer Erde Entscheidungen treffen und die politischen Einzelinteressen überwunden werden", so Schneider.

Schneider sicherte dem Ökumenischen Patriarchen zu, die Entwicklungen im Blick auf das orthodoxe Priesterseminar auf der Halbinsel Chalki aufmerksam zu begleiten. Obwohl in der Vergangenheit bereits mehrfach eine Wiedereröffnung in Aussicht gestellt wurde, ist die Ausbildungsstätte für Theologen noch immer geschlossen. Besonders erfreut zeigte sich Schneider über das große Interesse des Patriarchen am Reformationsjubiläum 2017. "Das Patriarchat von Konstantinopel hat bereits zu Luthers Lebzeiten Gelehrte nach Wittenberg geschickt, um die Ideen der Reformatoren zu diskutieren."

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Der EKD-Ratsvorsitzende erinnerte am Sonntag in Istanbul auch an die lange Tradition deutschsprachiger Christen in der Türkei. Anlass war das 150-jährige Bestehen der Kreuzkirche. "Gegründet im Jahr 1843 hat sich die Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in der Türkei von Anfang an auf den Gebieten der Sozialarbeit, der Krankenpflege und der Bildung engagiert", erklärte Schneider.

In seinem Grußwort bei der Jubiläumsfeier erklärte Schneider, das Territorium der heutigen Türkei sei in der Bibel als Ort frühester christlicher Gemeinden genannt, wichtige Ereignisse der Christenheit haben in diesem Land stattgefunden. "Wir stehen hier sozusagen auf dem Wurzelgrund der Christenheit. Christlicher Glaube und christliche Kirche wollen aber nicht nur Teil einer alten, vergangenen Geschichte sein, sondern auch - wenn auch fraglos unter sehr veränderten Bedingungen - wichtiger und bereichernder Bestandteil der Gegenwart dieses Landes und dieser Stadt."

Nur 0,2 Prozent Christen im Land

Heute sind rund 0,2 Prozent der türkischen Bevölkerung Christen. In der Türkei leben rund 74 Millionen Menschen. Am 27. August 2011 hatte die Regierung in Ankara ein Gesetz veröffentlicht, nach dem nicht-muslimische Stiftungen ihr früheres Eigentum zurückerhalten. Für Besitztümer, die inzwischen an Dritte weiterverkauft wurden, sind Entschädigungen im Höhe des aktuellen Marktwertes vorgesehen.

Die Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in der Türkei ist über 160 Jahre alt. Sie wurde von Kaufleuten, Offizieren und Handwerkern gegründet. Von Anfang an engagierte sich die Gemeinde im sozialen Bereich. 1861 wurde die evangelische Kirche eingeweiht. Zuerst stand hier ab 1850 die deutsche Schule, auf sie wurde 1861 dann die Kirche aufgesetzt.

epd