Übernimmt nun doch Günther Jauch die Moderation von "Wetten, dass..?" oder handelt sich das ZDF eine weitere Absage ein - diese Frage blieb am Samstag nach der letzten Sendung von Thomas Gottschalk noch offen. Nachdem Favorit Hape Kerkeling in der vorigen Sendung erklärt hatte, dass er nicht zur Verfügung steht, ist das ZDF weiter auf der Suche. Als potentielle Gottschalk Nachfolger wurden und werden viele Namen gehandelt – wirklich ernst zu nehmen sind die wenigsten. Zu den ernstzunehmenden zählte vielleicht Gottschalks Freund Günther Jauch – bislang wurde er aber noch nicht offiziell gefragt. Das erledigte Samstagabend der Moderator persönlich. Jauch machte es spannend: "Hätten sowohl deine Frage als auch meine Antwort einen verbindlichen Charakter für das ZDF?“, spielte Jauch auf Zeit und erbat sich 24 Stunden zum Nachdenken. Sonntagabend wollte er in seinem Jahresrückblick bei RTL die Antwort geben, während eines Auftritts des ehemaligen "Wetten, dass..?"-Moderators in seiner Sendung. Kurz vor Schluss machte Jauch dann klar: "Thomas ich hätte es toll gefunden, aber ich glaube einfach, dass ich das nicht kann."
Die Spektakulärste Wette am Samtagabends war das Rennen zwischen Mountainbike und Snowboard, das der Radfahrer Andreas Brewi aus Regensburg mit riskanten Sprüngen über mehrere Rampen gegen den Snowboard-Olympia-Sieger Gian Simmen knapp für sich entschied. In der Klassikwette wurde eine verlorene Wette von 1993 neu aufgelegt: Die Golf-Nationalspielerin Ann-Kathrin Lindner aus dem niedersächsischen Burgdorf wettete erfolgreich, dass sie von der 3-Punkte Linie mehr Golfbälle in einen Basketballkorb spielen kann, als Basketball-Profi Heiko Schaffartzik. Und eine Gottschalk-Hommage: Eine Kandidatin konnte an den gewöhnungsbedürftigen Gottschalk-Klamotten erkennen, um welche Sendung es sich handelt. Wettkönig wurden Turner aus dem Münsterland. Sie schafften es, mit 49 Leibern auf einem 2 Quadratmeter großen Tisch Platz zu nehmen. Hinauf ging es mit Salti.
Die prominente Wettpaten in Friedrichshafen waren der Basketballer Dirk Nowitzki, die Schauspielerin Iris Berben, der Modeschöpfer Karl Lagerfeld, der amerikanischen Filmstar Jessica Biel und ihr Leinwand-Partner Til Schweiger. Für musikalische Unterhaltung sorgten Meat Loaf und Lenny Kravitz. Und auch bei seiner letzten Sendung erfüllte Gottschalk eine "Pflicht": Er überzog wie gewohnt die Sendezeit.
Gottschalk sagt Danke
Nach 23 Jahren bedankte sich Gottschalk ausdrücklich und ausführlich beim Publikum, das ihm eine wunderbare Karriere ermöglicht habe. "Es wäre ein ganz bitterer Moment für mich, wenn ich jetzt aus dem Scheinwerferlicht verschwinden würde. Darum bin ich froh zu sagen, ich komme ganz bald wieder." Tränen flossen bei dem 61-Jährigen keine, seine Emotionen hatte er im Griff.
Auch nach Gottschalks letzter Sendung ist die Zukunft der Samstagabendshow weiter offen. Aber Gottschalk forderte auch dieses Mal dazu auf, weiter Wettvorschläge einzusenden. Die Sendung soll also offenbar weitergehen. Nur wie - beziehungsweise mit wem? Schon vor einiger Zeit hatte Gottschalk betont: "'Wetten, dass..?' ist für mich nach wie vor eine der besten Unterhaltungsideen in der Fernsehwelt - der Einfallsreichtum meiner Kandidaten fasziniert mich immer noch. Dass dies auch in Zukunft so bleibt, wünsche ich mir und vor allem den Zuschauern von 'Wetten, dass..?'." Trotz der ungeklärten Nachfolgefrage spricht sich Gottschalk gegen eine Einstellung der Sendung aus. "Es wäre Blödsinn, die Sendung abzusetzen", sagte der 61-Jährige kürzlich in der Tageszeitung "Die Welt". Mit der offenen "Wetten, dass..?"-Zukunft ist auch die Zukunft von Co-Moderatorin Michelle Hunziker weiter unklar. Sehr zu ihrem eigenen Ärger. ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut sagte der "Bild am Sonntag": "Wir stehen in einem engen Kontakt und sie weiß von mir persönlich, dass wir gerne weiter mit ihr zusammenarbeiten wollen." Fraglich ist, ob das Hunziker beruhigt. Immer wieder ist zu hören, das ZDF wolle mit "Wetten, dass..?" eine Pause von mindestens einem halben Jahr machen.
Am 14. Februar 1981 ging die ersten "Wetten, dass..?"-Show über den Sender. Nunmehr 24 Jahre wurde sie von Thomas Gottschalk moderiert, für ihn war es am 3. Dezember seine 151. Sendung, zugleich die 199. "Wetten, dass..?"-Ausgabe. Für den Erfinder der Wettshow, Frank Elsner, war der blondgelockte Fernsehmann Gottschalk die erste Wahl. Gottschalk, der 1982 in Augsburg selbst einmal Wettpate in der Sendung war, erreichte schon bei seiner ersten Moderation 20,84 Millionen Zuschauer. "Zweimal hat Fortuna besonders zugeschlagen. Einmal an dem Tag, an dem ich meine Frau getroffen habe, und das zweite Mal, als Frank Elstner mich anrief und fragte, ob ich sein Nachfolger bei 'Wetten, dass..?' werden wollte", so Gottschalk. Schon einmal hat der gebürtige Bamberger Abschied genommen von "Wetten, dass..?". Von 1992 bis 1994 legte er eine "kleine Kunstpause" ein, wie das ZDF heute schreibt. Wolfgang Lippert übernahm damals die Moderation. Allerdings ziemlich erfolglos. Dann übernahm wieder Thomas Gottschalk das Zepter. Seit 2009 wird er dabei von Michelle Hunziker unterstützt. Sie hat es geschafft, wie sie sich selbst in Gottschalks letzter Sendung freute, neben Gottschalk zu Wort zu kommen.
Gottschalks Zukunft liegt in der ARD
Dann kam mit dem Unfall von Samuel Koch vor einem Jahr, am 4. Dezember 2010, die Zäsur. Schnell wurden Gerüchte laut, dass Thomas Gottschalk von dem Unglück so geschockt gewesen sei, dass er nicht mehr weiter machen wolle. Im Februar dieses Jahres verkündete der 61-Jährige seine Entscheidung - nicht ganz unerwartet und dennoch für viele überraschend. Nach dem Unfall lag für den Moderator "ein Schatten auf der Sendung", der es ihm nicht mehr ermögliche, so fröhlich zu sein wie bisher. So verkündete Gottschalk seinen Abschied von der beliebten Samstagabendshow in Halle an der Saale. Künftig wird er eine Vorabendsendung in der ARD übernehmen. Ab Januar 2012 soll Gottschalk viermal die Woche in einer halbstündigen Sendung mit Gästen aus dem Kultur- und Entertainment-Bereich über das aktuelle Zeitgeschehen diskutieren.
Beim Start von "Wetten, dass..?" vor nun 30 Jahren war nicht jeder von dem Erfolg der Sendung überzeugt. Der damaligen Regisseur Alexander "Sascha" Arnz, der die Show von 1981 bis 2001 in Szene setzte: "Es war das Schlimmste, was ich je gesehen habe. Ich bin nicht mal zu der Feier nach der Sendung gegangen, weil ich dachte, das ist der größte Flop, den wir je gelandet haben." Doch er hatte sich getäuscht. Bis heute versammeln sich immer wieder Millionen vor den Bildschirmen, um sich die Wetten und die prominenten Gäste der Show anzuschauen.
Rosa Legatis arbeitet als freie Journalistin in Hannover.