Spenden - was habe ich eigentlich davon?
Jetzt ist wieder Hochkonjunktur für die Spendensammler. In der Vorweihnachtszeit sitzt den Deutschen der Geldbeutel lockerer und gerne geben sie mal etwas für einen guten Zweck. Mehrere Milliarden Euro kommen so jedes Jahr für arme Kinder, bedrohte Tiere, Katastrophenhilfe oder den Bau eines neuen Vereinsheims zusammen. Aber warum spenden die Deutschen? Was haben Spenderinnen und Spender davon?
28.11.2011
Von Ulrich T. Christenn

Nur gut 40 Prozent der Deutschen spendet überhaupt an gemeinnützige Organisationen. Wie viel Geld da zusammenkommt weiß niemand so genau, das statistische Bundesamt oder Forschungsinstitute tun sich schwer mit exakten Zahlen – zwischen drei und fünf Milliarden Euro jedes Jahr werden es wohl sein. Bei großen Naturkatastrophen wie dem Tsunami in Asien oder das Erdbeben in Haiti steigt die Spendenbereitschaft deutlich an. Im Schnitt geben die Deutschen nur einen Bruchteil ihres Einkommens für einen guten Zweck, zwischen 0,2% und 0,4% sagen die Statistiker. In der Schweiz ist es dreimal so viel und in den USA noch mehr. Pro Spender kommen so 115 Euro im Jahr zusammen.

Heiß begehrter Spendenkuchen

Den gesamten Spendenkuchen teilen sich mehrere Hunderttausend gemeinnützige Organisationen. Aber gut die Hälfte der Spenden verteilt sich auf nur 260 Organisationen und die 20 größten Spendensammler erhalten jeden dritten Spendeneuro. Obwohl der weit überwiegende Anteil der Spenden (88%) an humanitäre Hilfe, wie Entwicklungsarbeit, Nothilfe, Bildung und Gesundheit geht, machen Spenden in diesem Bereich der gemeinnützigen und sozialen Arbeit aber nur drei Prozent der Gesamteinnahmen aus.

Kirchgänger aus Bayern spenden mehr als Atheisten in Berlin

Es gibt ein Nord-Süd-Gefälle bei den Spenderinnen und Spendern. In Bayern und Baden-Württemberg wird häufiger und mehr gespendet als in Nord- und Ostdeutschland. Und wer religiös ist, spendet im Schnitt mehr als Ungläubige. Bei Befragungen wurde auch festgestellt, dass je stärker die kirchliche Bindung ist, desto selbstverständlicher wird das Spenden. Oder anders gesagt: 90 Prozent derer, die zur Kerngemeinde gehören, egal ob evangelisch oder katholisch, haben auch finanziell etwas für andere übrig. Das zeigt sich ganz praktisch bei der Klingelbeutelkollekte in den Gottesdiensten. In den evangelischen Kirchen kommen so Sonntag für Sonntag mehr als 1,2 Millionen Euro zusammen. Bei 65 Millionen Gottesdienstbesuchern im Jahr, gibt jeder also einen Euro. Hier hat sich die Euro-Umstellung positiv ausgewirkt. Bis 2001 war es in der Regel ein D-Mark-Stück, das in den Klingelbeutel wanderte.

Aber was motiviert Kirchgänger mehr zu spenden als andere? Warum spenden Menschen überhaupt? Ist es eine moderne Form des Ablasshandels, zur Beruhigung des eigenen Gewissens? Oder ist die Kollekte eine verkappte Opfergabe und ein gutes Werk, um Gott milde zu stimmen? Oder geht es den Spendern nur darum, vor anderen als generös und gut dazustehen?

Unabhängig von diesen Fragen zur Motivation der Spende, ist es wichtig, auch beim Spenden Grundsätze zu beachten. Die Erfahrung zeigt, dass dann sowohl der Spender als auch die Spendenempfänger langfristig möglichst viel von der Spende haben. in der Spendenpraxis haben sich diese Punkte bewährt:

Regeln fürs richtige Spenden

  • Authentisch: Der Spendenzeck erscheint mir authentisch und notwendig.
  • Abstand: Der Spendenzweck erscheint mir auch noch als sinnvoll, wenn ich eine Nacht darüber geschlafen habe.
  • Information: Ich informiere mich bei unabhängigen Stellen über den Spendenzweck und die Organisation.
  • Gemeinnützigkeit: Die Organisationen ist als gemeinnützig anerkannt.
  • Transparenz: Die Organisation lässt sich in die Karten schauen und kann detailliert nachweisen, wohin das Geld geht.
  • Freiwilligkeit: Die Organisation betreibt keine aggressive Werbung und drängt mich zum Spenden.

 


"Spenden – was habe ich davon?"  ist das Thema des Monats Dezember. Dort sind auch Kommentare möglich.


Ulrich T. Christenn ist Pfarrer bei der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. und als Referent für Hospiz- und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Er betreut u.a. die Sammlungen von Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe und Aktion Lichtblicke.