Generalsuperintendentin kritisiert Erfolgsdruck
Ulrike Trautwein wurde heute mit einem Gottesdienst in ihr neues Amt als Berliner Generalsuperintendatin eingeführt. Dabei kritisierte sie den Erfolgsdruck von Kirche und Gesellschaft. Schwerpunkte ihrer Arbeit sollen der interreligiöse Dialog und Bildung sein. Einer Gottesdienstreform steht sie sekptisch gegenüber. Sie will, dass sich die Menschen in der Kirche zu Hause fühlen.

Die neue Berliner Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein hat zu ihrer Amtseinführung den Erfolgsdruck in Kirche und Gesellschaft kritisiert. "Unsere Gesellschaft ist in ihrer Verdichtung und ihren Leistungsansprüchen unerbittlich wie nie", sagte die evangelische Theologin am Samstag in ihrer Predigt in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Der "Zwang zum Erfolg" habe auch auf die Kirche abgefärbt. Für Christen müsse es jedoch eine Herausforderung bleiben, mit den eigenen Grenzen zu leben und sich mit ihnen zu versöhnen.

Es sei ein Trugschluss zu glauben, "dass die Menschen scharenweise in unsere Kirchen stürmen, wenn wir endlich tollere Gottesdienste halten", sagte sie in Anspielung auf Versuche der evangelischen Kirche, mehr Menschen anzulocken. Zudem sei es Aufgabe von Protestanten, "die Vielschichtigkeit und Ambivalenzen des Lebens auszuhalten", so die Theologin.

Schwerpunkte ihrer künftigen Arbeit sollen der interreligiöse Dialog und Bildung sein

Die 52-Jährige war Ende Mai zur Generalsuperintendentin für den Sprengel Berlin gewählt worden. Am 1. Dezember tritt sie die Nachfolge von Ralf Meister an, der im März als Bischof zur hannoverschen Landeskirche wechselte.  Trautwein war bisher Pfarrerin in Frankfurt am Main. Schwerpunkte ihrer künftigen Arbeit sollen der interreligiöse Dialog und Bildung sein, sagte Trautwein dem epd.  Innerkirchlich werde sie größtes Augenmerk auf den Reformprozess legen.

Das Amt des Generalsuperintendenten gibt es innerhalb der EKD nur in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). In anderen Landeskirchen wird die Funktion häufig als Regionalbischof bezeichnet. In der EKBO gibt es drei Generalsuperintendenten für die Sprengel Berlin, Potsdam und Görlitz. Zum Berliner Sprengel gehören etwa zwei Drittel der 1,1 Millionen Mitglieder der Landeskirche.

epd