"Klarer Fall für Bär: Gefährlicher Freundschaftsdienst", 1. Dezember, 20.15 Uhr im Zweiten
Selbstredend ist auch dieser zweite Krimi keineswegs der "klare Fall", den der Titel verspricht; das wäre ja auch langweilig. Und selbst wenn die Handlung vielleicht nicht groß genug für neunzig Minuten ist, sehenswert ist der Film dennoch: weil die beiden Hauptfiguren einander wie schon beim ersten Mal in typischer Vater/Sohn-Hassliebe innig zugetan sind; und weil ihre beiden Darsteller, Hans Sigl und Konstantin Wecker, die Rollen ausgezeichnet verkörpern. Autor Nils Willbrandt, der auch schon den ersten Fall für Bär geschrieben hat, konfrontiert das Duo diesmal mit einem gemeinsamen Gegenspieler, der theoretisch auf der gleichen Seite des Gesetzes steht. Dass Gastkommissar Meyerhöfer mit Christian Tramitz besetzt wurde, obwohl der Ermittler aus München alles andere als eine komische Figur ist, macht die Sache nur um so reizvoller.
Verräterisches Video
Ansonsten wurde die bewährte Konstellation fortgeführt: Der ehemalige Star-Anwalt Richard Bär (Sigl) hat sich in seine oberbayerische Heimat zurückgezogen; Vater Walter Bär (Wecker) ist hier Dorfpolizist. Als ein Junge in das Bootshaus von Bär junior flüchtet, hat der Anwalt einen neuen Fall: Der 18jährige Leon (Sven Gielnik) soll seinen Lehrer mit einer alten Wehrmachtspistole erschossen haben. Der Pädagoge hatte die Schüler schikaniert, seit ihm die erhoffte Ernennung zum Rektor versagt blieb. Und dann hat ihn auch noch seine Frau (Jule Ronstedt) verlassen. Es gibt ein Video, in dem Leon dem Lehrer vor versammelter Klasse androht, er werde ihn abknallen. Außerdem hat ein Nachbar gesehen, wie er zur Tatzeit aus dem Haus gekommen ist. Für den Kommissar ist der Fall tatsächlich klar; aber Bär glaubt den Unschuldsbeteuerungen des Jungen. Auch Bär senior kann sich nicht vorstellen, dass Leon ein Mörder ist, und hat daher nun ein Loyalitätsproblem; bis sich rausstellt, dass der Junge und seine Freunde regelmäßig mit einer alten Waffe Schießübungen veranstaltet haben.
Die kriminalistische Ebene mag nicht ganz so verzwickt sein wie in den Wochenendkrimis, aber die Auflösung ist auch nicht vorhersehbar. Außerdem hat Willbrandt auf diese Weise Muße, seine Hauptfigur ins dörfliche Alltagsleben zu schicken. Und weil alles mit allem zusammenhängt, sind die Ausflüge zum Schützenverein ebenso Teil der Aufklärungsarbeit wie die Begegnungen mit der hübschen Klassenkameradin (Sonsee Neu) von einst, die zudem die beste Freundin der Witwe ist. Das mag alles nicht spektakulär umgesetzt sein (Regie: Olaf Kreinsen), aber es ist immerhin kurzweilig. Und für Sigl als Titelfigur, die auch mal laut wird und mit dem Jeep meistens ziemlich unleidlich durchs Dorf braust, gilt das ohnehin.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).