TV-Tipp des Tages: "Glück auf Brasilianisch" (ARD)
Unternehmensberater Edgar ist als dreifacher Vater zwei Jahre nach dem Tod seiner Frau immer noch völlig überfordert, Kinder und Karriere unter einen Hund zu bekommen; sein Verschleiß an Kindermädchen ist rekordverdächtig.
25.11.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Glück auf Brasilianisch", 25. November, 20.15 Uhr im Ersten

Papa braucht eine Frau, muss aber erst mal einen Denkzettel kassieren: Der Handlungskern dieser Romanze ist überschaubar. Aber wie Autor Thomas Hernadi die schlichte Geschichte erzählt und wie Regisseur Dietmar Klein sie verpackt, das ist durchaus kurzweilig und vor allem glaubwürdig. Gerade die drei Kinder sind bemerkenswert gut geführt und bilden eine ausgezeichnete Ergänzung zu den beiden Hauptdarstellern. Auch die machen ihre Sache prima. Markus Knüfken überzeugt als schmallippiger Unternehmensberater Edgar, der als dreifacher Vater zwei Jahre nach dem Tod seiner Frau immer noch völlig überfordert damit ist, Kinder und Karriere unter einen Hund zu bekommen; sein Verschleiß an Kindermädchen ist rekordverdächtig. Weil er versucht, den Nachwuchs ähnlich kantig zu führen wie seine Mitarbeiter, ist er bei den Kindern längst unten durch.

Leicht inszenierte lebensnahe Komödie

Außerdem hat er es vor lauter Gram nie geschafft, gemeinsame Trauerarbeit mit ihnen zu leisten. Statt dessen flüchtet er sich in eine Affäre mit der Tochter seines Chefs (Dietrich Hollinderbäumer). Dass er vorhat, sie zu heiraten, erfahren die Kinder nur durch Zufall, was den Graben naturgemäß noch vertieft. Rettung aus dieser verfahrenen Situation verspricht die ebenso hübsche wie grundsympathische Brasilianerin Ana (Carolina Vera), die als Übersetzerin für Edgar arbeitet. Eigentlich müsste er ihrem Liebreiz auf der Stelle verfallen, aber als ein Kollege (Sven Martinek) gezielt Edgars Arbeit sabotiert, gibt er Ana die Schuld und kündigt ihr fristlos.

Geschickt schmuggelt Autor Hernadi seine Heldin buchstäblich durch die Hintertür erneut in Edgars Leben: Kaum gefeuert, trifft Ana auf die kleine Doro, die zu ihrem Vater ins Büro kommt, weil niemand sie von der Schule abgeholt hat. Ana bringt sie nach Hause, wirft dort eine Scheibe ein, als Doro dringend aufs Klo muss, und so kommt eines zum anderen: Die Kinder schließen sie umgehend in ihr Herz, und so engagiert Edgar sie als Kindermädchen. Aber da sich Anas Erziehungsstil gehörig von seinen autoritären Ansichten unterscheidet, feuert er sie ein weiteres Mal. Dabei sind die beiden längst ineinander verliebt. Kein schwungvolles Lustspiel, aber eine leicht inszenierte lebensnahe Komödie mit ganz normalen Problemen, liebenswerten Hauptfiguren, hübsch eingefädelten Wendungen und vielen komischen Momenten.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).