TV-Tipp: "Marie Brand und der Moment des Todes" (ZDF)
Als ein zehn Millionen Euro teures Gemälde aus einem Museum gestohlen wird, fällt der Verdacht umgehend auf die Tochter des Künstlers: Cornelia Murau hat ein mehr als distanziertes Verhältnis zu ihrem Vater.
24.11.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Marie Brand und der Moment des Todes", 24. November, 20.15 Uhr im Zweiten

Das ZDF wird seine Gründe haben, warum Marie Brand nicht mehr hochbegabt sein darf. Im Vorspann ist sie es noch, da sieht man, wie sie mit beiden Händen jeweils unterschiedliche Texte schreibt. In den Geschichten aber ist die von Mariele Millowitsch verkörperte Kölner Kommissarin jetzt eine Ermittlerin wie viele andere. Den Unterschied macht daher Hinnerk Schönemann aus: Brands Partner Jürgen Simmel ist ein Mensch von emotionaler Intelligenz und auf diese Weise die perfekte Ergänzung zur eher kopfgesteuerten Chefin. Außerdem führt sein ausgeprägter Beschützerinstinkt gerade in dieser Geschichte immer wieder zu rührenden Momenten. Die Handlung ist ohnehin deutlich origineller als einige der letzten Fälle. Das beginnt schon mit dem Toten, der den beiden Ermittlern von einer Brücke aufs Auto kracht.

"Moment des Todes"

Drehbuchautor André Georgi erzählt vordergründig von einem Kunstdiebstahl, aber im Grunde ist die Geschichte ein Familiendrama. Als ein zehn Millionen Euro teures Gemälde aus einem Museum gestohlen wird, fällt der Verdacht umgehend auf die Tochter des Künstlers: Seit ihre Mutter gestorben ist, hat Cornelia Murau (Alice Dwyer) ein mehr als distanziertes Verhältnis zu ihrem Vater (Roeland Wiesnekker). Dessen Bilder halten "leidmotivisch" immer wieder den titelgebenden "Moment des Todes" fest. In den dargestellten Figuren erkennt die Tochter das Sterben ihrer Mutter, die sich aufgehängt hat und damals von ihrer Tochter gefunden worden ist. Allerdings brauchen die Ermittler nicht lange, um auch den zwielichtigen Kunsthändler Wieland (Axel Milberg) ins Visier zu nehmen.

Während die gemeinsamen Auftritte von Brand und Simmel wegen des intellektuellen Gefälles eher komödiantischen Charakter haben, sind die Rollen in den Szenen zwischen dem Brand und Wieland anders verteilt: Genüsslich treibt der Kunsthändler sein Katz-und-Maus-Spiel mit der Kommissarin, und selbstredend ist Milberg dafür ein perfekter Partner; er scheint es regelrecht zu genießen, nach diversen "Tatort"-Filmen noch mal in die Rolle des Bösewichts schlüpfen zu können. Aber auch Schönemann hat schöne Momente, vor allem mit Alice Dwyer, weil der ohnehin nicht gerade schlagfertige und nun auch noch etwas verliebte Polizist der wortgewandten jungen Frau hoffnungslos unterlegen ist. Und spätestens, wenn sich Simmel wieder mal um Kopf und Kragen redet, wird deutlich: Der Star der Reihe ist mittlerweile Schönemann.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).