Stuttgarter Pfarrer Bräuchle nach NS-Vergleich suspendiert
Der Oberkirchenrat der württembergischen Landeskirche hat den Stuttgarter Pfarrer Johannes Bräuchle mit sofortiger Wirkung vom Amt suspendiert. Bräuchle wird vorgeworfen, vor einer Woche bei einer Veranstaltung des Wertheimer CDU-Stadtverbands Gegnern des Bahnprojekts "Stuttgart 21" NS-Methoden unterstellt zu haben.

Die Suspendierung geschehe, um eine abschließende Klärung der Angelegenheit zu ermöglichen, teilte die Landeskirche am Donnerstag in Stuttgart mit. In einer persönlichen Erklärung, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt, schreibt Bräuchle, die zitierte Aussage "habe ich so nicht getätigt". Außerhalb seiner persönlichen Lebensgeschichte habe er keine historische Verbindung hergestellt, er distanziere sich ausdrücklich von jeder anderen Interpretation.

Dass durch die Berichterstattung ein "fehlerhafter Eindruck" entstanden sei, bedauere er, so der Geistliche weiter. "Um eine Versachlichung zu befördern, verzichte ich bis auf weiteres auf öffentliche Äußerungen im gegenwärtigen Diskussionsprozess", ergänzt der Pfarrer. Bräuchles Äußerungen waren in einem lokalen Zeitungsbericht an die Öffentlichkeit gekommen. Daraufhin haben mehrere Personen bei der Staatsanwaltschaft Mosbach Anzeige wegen Volksverhetzung erstattet.

Rüge und Strafanzeigen

Der evangelische Theologe Bräuchle hatte als CDU-Stadtrat von 1999 bis 2005 Stuttgart 21 mit auf den Weg gebracht. Er gilt als vehementer Verfechter des Projekts. Bereits im vergangenen Jahr hatte er sich bei den Schlichtungsgesprächen eine Rüge des Schlichters Heiner Geißler und Strafanzeigen eingehandelt, die jedoch kein Ermittlungsverfahren zur Folge hatten.

In seiner Erklärung teilte Bräuchle auch mit, dass er seine Mitarbeit im Vorstand des Vereins "Pro Stuttgart 21" bis zur Volksabstimmung am 27. November ruhen lasse. Dem Vorstand gehören mit Bräuchle 22 Persönlichkeiten aus CDU, SPD und FDP an, unter ihnen die FDP-Landesvorsitzende Birgit Homburger, der frühere baden-württembergische CDU-Ministerpräsident Lothar Späth und der jetzige SPD-Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid.

epd