Als Jo Church und Liz Carr sich vor mehr als einem Jahr das Ja-Wort gaben, sollte es die perfekte Feier werden. "Wir wollten einen Ort finden, der einfach richtig für uns war", sagt die Londonerin Jo Church. Ganz einfach war die Suche für die beiden Frauen nicht, aber nach einer Weile fanden sie und ihre Frau den geeigneten Ort, um eine "civil partnership" einzugehen, wie die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft in Großbritannien heißt. Dabei fiel eine Gruppe von Gebäuden weg: Kirchliche und religiöse Gebäude waren bisher nicht für die "Trauung" gleichgeschlechtlicher Paare zugelassen. Das Gesetz untersagte das explizit. Doch das soll sich nun bis Jahresende ändern.
Die britische Regierung hat Anfang November bekannt gegeben, die Verpartnerungs-Zeremonie auch in Kirchen und anderen religiösen Gebäuden zu erlauben. Damit wäre auch die "Trauung" homosexueller Paare am Altar möglich, doch nicht zuletzt die anglikanische Kirche lehnt den Vorstoß der Regierung ab.
Keine religiöse Gruppe wird gezwungen, die Feiern zuzulassen
Die liberal-demokratische Gleichstellungsministerin Lynne Featherstone sagte bei der Bekanntgabe der Gesetzesänderung im Parlament: "Die Regierung hat sich der Gleichstellung von lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen verpflichtet und möchte die Religions- und Glaubensfreiheit für alle Menschen sicherstellen". Daher habe man sich entschlossen, die Zeremonie zur eingetragenen Lebenspartnerschaft zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern auch in Kirchen und religiösen Gebäuden zuzulassen.
Gleichzeitig betonte Featherstone, dass keine religiöse Gruppe gezwungen werde, solche Feierlichkeiten in ihren Gebäuden abzuhalten. Aber man wolle den Gruppen, die es wünschten, die Möglichkeit dazu geben.
Rund 50.000 Paare haben sich im Königreich seit der Einführung der "Civil Partnership" im Jahr 2005 das Ja-Wort gegeben, aber keine der Zeremonien fand bislang in einem religiösen Gebäude statt. Das Gesetz erlaubte es nicht. Nicht zuletzt Premierminister David Cameron (Konservative) machte sich für die Gesetzesänderung stark. Aber auch liberale jüdische Organisationen, die Quäker und kleinere christliche Gruppen wie die Unitarier kämpften für das Recht, Verpartnerungsfeiern mit religiösen Reden und Liedern abhalten zu dürfen.
Church of England segnet homosexuelle Paare nicht
Sowohl die katholische Kirche im Königreich als auch die anglikanische Kirche wandten sich aber strikt gegen die Gesetzesänderung. Der Druck auf die Kirchen würde damit nach ihrer Ansicht unnötig erhöht, sich für homosexuelle Trauungen zu öffnen.
Der damalige anglikanische Bischof von Bradford David James legte im britischen Oberhaus die Bedenken seiner Kirche dar: Mit der Trauung von homosexuellen Paaren in religiösen Gebäuden würde der Unterschied zwischen der klassischen Ehe und einer "civil partnership" zunehmend verwässert.
Bereits 2005 sprach sich das Haus der Bischöfe der Church of England klar gegen die Trauung homosexueller Paare in der Kirche aus. "Es wäre nicht richtig, eine autorisierte öffentliche Liturgie in Zusammenhang mit der Registrierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften zu erstellen." Darüber hinaus bestätigte das Haus der Bischöfe, dass Geistliche der Church of England den Paaren nicht anbieten sollten, sich im Zusammenhang mit der Registrierung segnen zu lassen.
Geschätzte 1.500 Paare werden die neue Regelung nutzen
Doch unterdessen gibt es auch in Reihen der anglikanischen Kirche Stimmen, die sich für eine Trauung gleichgeschlechtlicher Paare in religiösen Einrichtungen aussprechen. In einem offenen Brief, der in der britischen Zeitung "The Times" 2010 veröffentlicht wurde, unterstützten mehrere Geistliche, darunter auch Bischöfe und ehemalige Bischöfe der Church of England, die Gesetzesänderung. Menschen im Rahmen ihres Glaubens, die Möglichkeit der Registrierung des wichtigsten Versprechen ihres Lebens, in ihrer Kirche oder Synagoge und nach ihrer Liturgie zu verwehren, sei klar diskriminierend, schrieben die Geistlichen.
Schätzungen gehen davon aus, dass sich im Jahr etwa 1.500 Paare in religiösen Gebäuden trauen lassen werden. "Es betrifft sicher nur eine Minderheit der Paare", sagt auch Symon Hill, Co-Direktor des liberalen christlichen Think-Tanks Ekklesia. "Aber für religiöse Paare ist es sicherlich ein wichtiger Schritt." Es sei ungerecht, ihnen weniger Möglichkeiten zur Zeremonie zu geben als heterosexuellen Paaren.