Präses Buß: Kirche nicht allein nach Kassenlage gestalten
Der scheidende westfälische Präses Alfred Buß mahnt die evangelische Kirche, ihren geistlichen Auftrag nicht aus dem Blick zu verlieren. "Die Kirche war immer dann gut, wenn sie den Menschen Glaube, Liebe, Hoffnung vermitteln konnte", sagte der 64-jährige Theologe in Bielefeld.
11.11.2011
Das Gespräch führten Ingo Lehnick und Holger Spierig

"Das Schwarzbrot des Evangeliums" sei die reformatorische Erkenntnis, dass der Mensch als Sünder angenommen sei. Diese Botschaft müsse so vermittelt werden, dass die Menschen sie verstehen, unterstrich Alfred Buß, leitender Theologe der Evangelischen Kirche von Westfalen.

Auf sinkende Kirchensteuereinnahmen und Mitgliederzahlen will die westfälische Kirche unter anderem mit einer deutlichen Verringerung von Pfarrstellen in den nächsten Jahrzehnten reagieren. "Im Jahr 2030 werden wir noch ungefähr zwei Drittel der Mitglieder und halb so viel Geld wie im Jahr 2000 haben", erläuterte Buß. Deshalb werde die Landessynode, die am Montag zu ihrer einwöchigen Jahrestagung in Bielefeld zusammenkommt, über Personalplanung beraten. Nach einer Vorlage soll es im Jahr 2030 noch rund 800 Pfarrer in der viertgrößten deutschen Landeskirche geben. Derzeit sind es rund 2.000.

"Kirchliche Arbeit muss dem christlichen Auftrag folgen"

Mit der Maßnahme solle sichergestellt werden, dass trotz sinkender Einnahmen für die Bezahlung und Versorgung von Theologen weiterhin nicht mehr als die Hälfte der Kirchensteuermittel verwendet werden, betonte Buß, der im März in den Ruhestand geht. "Die anderen 50 Prozent sind für andere Aufgaben und Berufe da."

Kirchliche Arbeit dürfe jedoch nicht nach Kassenlage gestaltet werden, sondern müsse dem christlichen Auftrag folgen. Zwar gebe es Unwägbarkeiten wie mögliche Auswirkungen der Euro-Krise auf die Kirchenfinanzen. Auf die Folgen anderer Gegebenheiten wie Mitgliederrückgang oder die Altersstruktur der Pfarrerschaft könne sich die Kirche jedoch vorbereiten.

Dass die Landessynode kommende Woche voraussichtlich eine Frau an der Spitze der westfälischen Kirche wählt, begrüßt Buß als "schönes Signal". Wenn zum 50. Jubiläum der Frauenordination der Landeskirche im Jahr 2014 eine Präses die Kirche leite, sei dies das richtige Zeichen. "Frauenordination ist ein Kennzeichen der evangelischen Kirche geworden", unterstrich Buß.

epd