Bischof Müller wirft EKD "antikatholischen Tonfall" vor
Der Ökumene-Beauftragte der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Gerhard Ludwig Müller, hat der evangelischen Kirche einen "antikatholischen Tonfall" vorgeworfen. In einem Zeitungsinterview mit der "Passauer Neuen Presse" (Mittwoch) sagte der Regensburger Bischof, er sei "sehr betrübt über unqualifizierte und polemische Äußerungen, die es hier und da gibt". Die EKD-Synode wies die Vorwürfe zurück.

In dem Interview übte Müller scharfe Kritik an der unter anderem vom Berliner Landesbischof Markus Dröge geäußerten Behauptung, Papst Benedikt XVI. habe "kein Konzept für die Ökumene". Der Regensburger Bischof wies solche Aussagen als völlig unqualifiziert zurück. "Wenn man das so weiterführen würde, wäre das der Tod der Ökumene", unterstrich er."Es wäre absurd, auf evangelischer Seite zu erwarten, dass wir unser sakramentales Kirchenverständnis ankratzen, zu dem auch das Bischofsamt und die Nachfolge Petri im Papst fundamental dazugehören."

Bei der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Magdeburg, die an diesem Mittwoch zu Ende geht, hatte der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider ein durchwachsenes Fazit des Deutschlandbesuches des Papstes im September gezogen. Zwar habe der Papst mit seinem Besuch im Augustinerkloster in Erfurt einen "ganz starken ökumenischen Akzent" gesetzt, sagte Schneider. Zugleich seien brennende Fragen des ökumenischen Dialogs "gar nicht oder nur missverstehend und missverständlich angesprochen" worden.

Göring-Eckardt: Lassen uns nicht beirren

Die Spitze der EKD-Synode verwahrte sich gegen Müllers Kritik. Präses Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen) sagte, die evangelische Kirche lasse sich auf ihrem ökumenischen Weg nicht beirren. Ihr Stellvertreter Klaus Eberl verwies darauf, dass EKD-Ratschef die "Ökumene der Profile" zu einer "Ökumene der Gaben" weiterentwickeln wolle. Dies sei ein "deutlicher Schritt". Gleichwohl sei klar, dass es in dem evangelischen Kirchenparlament mit Blick auf den zurückliegenden Papstbesuch "keine Euphorie" gegeben habe.

Müller kritisierte auch die Laienbewegungen innerhalb der katholischen Kirche mit ungewöhnlich deutlichen Worten. Die katholischen Reforminitiativen bezeichnete er als "Extremisten", die nur weitere Spaltung brächten. "Sektiererische Grüppchen wie "Wir sind Kirche" können ökumenisch nur schaden", sagte Müller. Zugleich warf er Vertretern der evangelischen Kirche vor, "einen Keil" in die katholische Kirche "hineinzutreiben, in dem man Papst und Bischöfe gegen die angebliche Mehrheit der katholischen Kirche ausspielen will".

Nach Ansicht von Müller sei vor dem Papstbesuch ein "heimtückisches Spiel mit hochgesteckten Erwartungen" getrieben worden. Der Papst sollte nicht nur ein ökumenisches Zeichen setzen, sondern "am besten gleich die katholische Kirche 'verwässern'", sagte der der Regensburger Bischof und ergänzte: "Ökumenische Theologie kann nicht Fortsetzung der alten Ressentiments und Vorurteile bedeuten."

epd/evangelisch.de