Die EKD und der Haushalt: Die Kirchenfinanzen bleiben stabil
Die evangelische Kirche rechnet trotz Eurokrise mit stabilen Finanzen. Nach einer Phase kontinuierlich gesunkener Kirchensteuereinnahmen sei ein positiver Trend festzustellen, sagte Ratsmitglied Klaus Winterhoff am Dienstag vor der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Magdeburg.

Bei der Einbringung des EKD-Haushaltes 2012 wies der Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen allerdings darauf hin, dass das Plus bei der Kirchensteuer regional unterschiedlich ausfalle. Gerade im wirtschaftsstarken süddeutschen Raum sei der positive Trend verhaltener als in anderen Regionen.

Preisbereinigt sei die Kirchensteuerentwicklung "sehr ernüchternd" verlaufen, sagte Winterhoff: "Wir können uns heute erheblich weniger von dem leisten, was wir uns noch 1994 leisten konnten." Zum Sparkurs gebe es deshalb keine Alternative. Zu den geplanten Steuerentlastungen der Koalition sagte EKD-Finanzchef Thomas Begrich, die Auswirkung auf die Kirchensteuer bewege sich in keiner Größenordnung, "die uns Sorgen machen müsste". Mehr Probleme bereite der Kirche der mittel- und langfristige erwartete Mitgliederrückgang. Die Koalition hatte am Sonntag beschlossen, den steuerlichen Grundfreibetrag in zwei Stufen anzuheben und die sogenannte kalte Progression abzumildern.

2012 fast 200 Millionen Euro Einnahmen

Der EKD-Haushalt für das nächste Jahr, der aus Umlagen der 22 Landeskirchen finanziert wird, sieht Einnahmen und Ausgaben in Höhe von 196,8 Millionen Euro vor. Das Anstieg um rund neun Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr wird mit Rücklagenentnahmen für anstehende Strukturprozesse begründet. Laut Finanzchef Begrich betrifft dies neben der Finanzierung von Vorhaben des Reformationsjubiläums 2017 auch die Fusion von Diakonischem Werk und Evangelischem Entwicklungsdienst. Dafür seien sieben Millionen Euro angesetzt. Insgesamt schlägt Begrich zufolge die Zusammenführung der beiden großen kirchlichen Werke in Berlin mit 17 Millionen Euro zu Buche, davon acht bis neun Millionen Euro für Sozialpläne.

Der Etat repräsentiert Winterhoff zufolge die inhaltlichen Schwerpunkt der EKD. Größter Haushaltsposten ist mit insgesamt 66,8 Millionen Euro der Bereich Ökumene und Auslandsarbeit, davon entfallen 44,6 Millionen Euro auf den kirchlichen Entwicklungsdienst. Für Öffentlichkeitsarbeit und Publizistik sind 13,7 Millionen Euro veranschlagt. Der Haushaltsansatz für Bildung und Wissenschaft beträgt zehn Millionen Euro, für besondere kirchliche Dienste 12,8 Millionen Euro.

Reformationsjubiläum wird bereits kalkuliert

Wie Ratsmitglied Winterhoff berichtete, wurde bereits Vorsorge für das Reformationsjubiläum 2017 getroffen. Insgesamt werde der Finanzbedarf für das Jubiläum auf 30 bis 40 Millionen Euro geschätzt. Über eine Sonderumlage würden die Landeskirchen zwischen 2013 und 2017 insgesamt zwölf Millionen bereitstellen. Die EKD werde aus Rücklagen weitere fünf Millionen Euro beisteuern, erläuterte der Vorsitzende des Finanzbeirates der EKD.

Winterhoff mahnte zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dem anvertrauten Geld. "Der Einsatz finanzieller Mittel in der Kirche orientiert sich am Auftrag der Kirche", ergänzte der Kirchenjurist. Finanzielles Handeln sei daher sozialverträglich, ökologisch und generationengerecht ausgerichtet: "Wir wissen uns dabei stabil getragen von den Gaben unserer Mitglieder." Der Vizepräses der EKD-Synode, Günther Beckstein, unterstrich, Schuldenmachen und gefährlichen Finanzspekulationen kämen für die Kirche nicht infrage.

Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses der Synode, Friedrich Vogelbusch, unterstrich, dass die aktuelle Krise zu einem grundlegenden Wandel herausfordere. Dazu gehörten auch die Änderungen im kirchlichen Rechnungswesen. Ab 2013 werde das kameralistische Haushaltswesen von der sogenannten Doppik abgelöst, das bessere Steuerungsinstrumente für die kirchlichen Führungskräfte biete.

epd