Wie jeder reden kann, wenn alle was zu sagen haben
126 gewählte und berufene Synodale sind nach Magdeburg gekommen, um die Arbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland zu lenken und zu tragen. Es ist ein großes Gremium, das im Sitzungssaal des Maritim-Hotels zusammensitzt. Aus rein logistischen Gründen kann da nicht jeder reden – so viel Zeit ist auch in fünf Tagungstagen nicht, selbst wenn sich die Synodalen darauf einlassen, bis spät in den Abend zu tagen.
06.11.2011
Von Hanno Terbuyken

Es hat zwar jeder das Recht, aber nicht jeder die Gelegenheit, auf der Synode zu sprechen. Das sollte sich dieses Jahr ändern. Zum ersten Mal probierte die Synode eine offenere Form der Diskussion aus, ein so genanntes "World Café", zu deutsch Weltcafé. In Kleingruppen von bis zu zehn Personen standen unter anderem die Mitglieder des Rates den Synodalen Rede und Antwort. Für die Gruppen gab es zwei Fragen als Diskussionsvorschlag, aber die Synodalen waren frei, alles zur Sprache zu bringen, was sie beschäftigte. Zwei Gesprächsrunden von etwa 20 Minuten gaben jedem Synoden-Delegierten die Möglichkeit, mehr als nur ein Thema mitzunehmen.

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"Ich hatte den Eindruck, dass konzentriert und intensiv diskutiert wurde", freute sich Synoden-Prässes Katrin Göring-Eckardt. Allerdings: Sie fühlte sich befangen in Sachen Weltcafé, denn "da fragen sie die, die es gewollt hat". Die Rückmeldungen der Synodalen und der Beteiligten waren aber insgesamt positiv. "Anders als ein Plenum gibt es mehr Leuten eine Chance, etwas zu sagen", beobachtete Hans-Hermann Pompe, Leiter des Zentrums für Mission in der Region. Pompe war selbst Teilnehmer eines der Diskussionstische.

Die Ergebnisse müssen ins Plenum kommen

"Es belebt den Austausch", stimmte Annekathrin Preidel zu, Synodale aus der bayrischen Landeskirche. Auch die Sitzordnung an runden Tischen gefiel ihr gut: "Wir sind endlich mal aus den Reihen ausgebrochen." Sie hält das Weltcafé ebenfalls für eine Methode, die für die Synode gut geeignet ist. Es entstehe "ein ernsthafter Dialog, der wieder Input in die Synode hat".

Hier sieht Hans-Hermann Pompe den kritischen Punkt des Weltcafés, denn die Wirkung des Weltcafés hänge stark davon ab, wie das Präsidium der Synode mit den Ergebnissen aus den einzelnen Diskussionsgruppen umgeht. "Es gab zum Beispiel eine deutliche Tendenz zu einer stärkeren Aussage zum Reformationsjubiläum: zwar offen einladen, aber auch deutlich sagen, was wir feiern und wofür wir stehen." Das müsse sich im Anschluss an das Weltcafé auch im Plenum widerspiegeln.

Ein gutes Instrument

Aber Pompe lobte die Methode, denn sie gibt jedem Synodalen eine Stimme. Das ist wichtig, "weil die Synode das einzige repräsentative Gremium ist, das die EKD hat". Und das Ziel, dass alle zu Wort kommmen können, hat das Weltcafé jedenfalls erreicht: Der Saal im Maritim-Hotel war erfüllt von eifrigem Gemurmel, niemand saß unbeteiligt da.

"Ich war etwas überrascht, dass das fast perfekt funktioniert hat", meinte Synoden-Präses Katrin Göring-Eckardt im Anschluss. Das Weltcafé ersetzt auch bei dieser Synode natürlich nicht die Aussprache im Plenum, die nach wie vor ein wesentlicher Teil der Diskussion der Berichte von Rat und Synodenpräsidium war. Aber um die Synode ein bisschen basisdemokratischer, ein bisschen unmittelbarer zu gestalten, scheint es nach den ersten Erfahrungen von Magdeburg ein passendes Instrument zu sein.


Hanno Terbuyken ist Redakteur bei evangelisch.de.