"Der Thommy Gottschalk hat Steiß", und so begrüßte Horst Schlämmer alias Hape Kerkeling das Publikum. Wie immer im beige-grauen Trenchcoat und mit typischem Sprachfehler. Und weil Gottschalk "hinten von einer Thailänderin behandelt" werde, habe er die Moderation der Sendung übernommen. Schnell kam Schlämmer auch auf die Spekulationen um die Gottschalk-Nachfolge zu sprechen: "Der Kerkeling macht zwar jetzt auf seriös, aber der hat zu hoch gepokert mit 5.000 Mark Gage pro Sendung." Auch die Katzenberger werde das ZDF nicht bekommen und bei Pilawa werde "Wetten, dass..?" zu einer dreistündigen Quizsendung. Als Gottschalk dann doch – topfit – auf die Bühne kam war die Moderation für Horst Schlämmer beendet: " Ich habe das gerne für Dich gemacht – aber für mich nur einmal im Leben". Wie immer in ungewöhnlichem Anzug, dieses Mal paillettenbesetztes Sakko in dezentem Schwarz, dazu silberfarbene Krawatte und passende Schuhe, übernahm der 61-Jährige nun wieder geheilt seine vorletzte Samstagabend-Show.
Gottschalk begrüßte alte Bekannte
Danach ging es hochkarätig, aber ihne große Überraschungen weiter. Der Moderator dominierte die Interviews, Co-Moderatorin Michelle Hunziker war eine charmante Gastgeberin, die Wetten spannend und die prominenten Wettpaten allesamt Wiederholungstäter. Dabei waren Schauspielerin Andrea Sawatzki, Komiker Otto Waalkes, Box-Weltmeister Wladimir Klitschko, Sänger und Schauspieler Justin Timberlake, Fernsehmoderator Dirk Bach und Violonist David Garrett – der allerdings nicht als Pate, sondern selbst als Wettkandidat antrat: Er gab an, dass er aus 30 unterschiedlichen Aufnahmen die jeweilige Geige, den Musiker und den Dirigenten erkennen könne. Vier von fünf vorgespielte Beispielen musste er bei "Wetten, dass..?" richtig benennen. Der Musiker Garrett löste die Aufgabe ohne Probleme, war aber, wie er zugab, reichlich nervös. Bei der Kostprobe seines Könnens machte er Gottschalk dann kurzerhand zum Dirigenten des Orchesters – der sich auch in dieser Rolle gut machte.
Favorit sagt "Nein"
Und ganz nebenbei klärten Thomas Gottschalk und Hape Kerkeling noch die offene Nachfolge-Frage. Kerkeling trat mit einem Ausschnitt aus seinem eigenem Musical "Kein Pardon" bei auf. Auf Gottschalks Frage: "Würden Sie die Nachfolge annehmen, wenn man Sie fragen würde?" antwortete Hape Kerkeling: "Ich mache es ganz kurz: Nein, ich möchte nicht." Natürlich sei es sehr schmeichelnd, das gefühlte 181 Prozent der Fernsehzuschauer für ihn seien, aber er habe noch viele andere Projekte, unter anderem schreibe er gerade an einem Buch und wolle einen Film machen. Thomas Gottschalk reagierte gelassen und sagte: "Ich kann damit leben." Es gebe Alternativen.
Schon vor der Sendung hatte Kerkeling das ZDF über seine Entscheidung informiert. Programmdirektor Thomas Bellut zeigte Verständnis: "Es ist schade, dass er das Angebot nicht annimmt, aber ich respektiere seine Entscheidung und ihre Begründung. Wir haben uns im Übrigen für weitere Formen der Zusammenarbeit verabredet. Ich freue mich, dass er in wenigen Wochen die Sendung 'Menschen 2011' und Anfang Februar die 'Goldene Kamera' im ZDF moderiert. Wir sind auch im Gespräch über eine weitere Reportagereihe und andere Primetime-Projekte."
ZDF will Nachfolger im Dezember benennen
Damit bleibt weiterhin offen, wer den Posten von Thomas Gottschalk übernehmen wird. Die erste Sendung ohne ihn wird zugleich die 200. "Wetten, dass..?"-Ausgabe sein. Das ZDF will erst nach der letzten Sendung von Thomas Gottschalk am 3. Dezember aus Friedrichshafen am Bodensee die Nachfolge offiziell klären. Anfang des Jahres hatte der 61-Jährige nach einem schweren Unfall des Wettkandidaten Samuel Koch seinen Rücktritt angekündigt. Im Januar startet er in der ARD die Vorabendshow "Gottschalk live".
Zum Abschluss der Sendung brachten ihm die Sänger Udo Lindenberg und Clueso, die zuvor mit ihrem Duett "Cello" in der Sendung aufgetreten waren, zusammen mit Hape Kerkeling, Andrea Sawatzki, Dirk Bach, David Garrett, Otto Waalkes und Michelle Hunziker ein Abschiedsständchen – der Refrain: "Und du machst dein Ding, egal was die anderen sagen". Gottschalk war davon sichtlich berührt.
Rosa Legatis ist freie Mitarbeiterin von evangelisch.de in Hannover.