Blutige Anschläge von Muslim-Sekte in Nigeria
Dutzende Menschen sind bei einer Bombenserie in Nigeria ums Leben gekommen. Hinter dem Angriff werden Mitglieder der radikalislamischen Sekte Boko Haram vermutet.

Sekten-Terror in Nigeria: Bei einer Serie von blutigen Anschlägen in dem westafrikanischen Land sind am Freitagabend mehr als 50 Menschen getötet worden. Diese Zahl nannte das Rote Kreuz am Samstag. Beobachter erwarteten, dass die Opferzahl noch steigt.

Es wird vermutet, dass die radikalislamische Sekte Boko Haram hinter den Angriffen in den Städten Damaturu und Maiduguri steckt. Die Sekte, die übersetzt in etwa "westliche Erziehung ist eine Sünde" heißt, verübt seit Jahren immer wieder Anschläge auf Polizeistationen und christliche Kirchen.

Bomben explodieren vor katholischen Kirchen

Diesmal begann die Angriffsserie damit, dass die Terroristen in der Stadt Maiduguri einen mit Sprengstoff beladenden Jeep vor dem Gebäude einer Regierungsbehörde in die Luft sprengten. Aufgabe der Behörde sei es, den Kampf gegen die Sekte zu koordinieren, berichtete die Zeitung "The Nation". Weitere Bomben explodierten vor katholischen Kirchen und einem theologischen Seminar.

Nach Angaben des BBC-Korrespondenten in Nigeria gab es anschließend längere Schusswechsel, zahlreiche Bewohner hätten fluchtartig die betroffenen Viertel verlassen. Insgesamt dauerte die Attacke rund 90 Minuten. Die drei Angreifer seien ums Leben gekommen, hieß es.

Maiduguri galt lange Zeit als Hochburg von Boko Haram. Seit Monaten hatten Mitglieder der Sekte dort immer wieder Bomben in Kneipen geworfen, die sie als Ort der Sünde ablehnen. Im August waren bei einem Selbstmordanschlag auf die UN-Gebäude in der Hauptstadt Abuja mehr als 20 Menschen ums Leben gekommen. Auch in diesem Fall wurde die Boko Haram als Drahtzieher vermutet.

Die Sekte lehnt jeden westlichen Lebensstil ab. Unter anderem ist sie strikt gegen Alkoholgenuss. Die 2002 gegründete Gruppe bezeichnet sich selbst auch als "nigerianische Taliban".

Blutiger Terror in Nigeria

26. August 2011: Bei einem Selbstmordanschlag auf das Gebäude der Vereinten Nationen in der Hauptstadt Abuja sterben nach Angaben von Medizinern mindestens 25 Menschen. Die radikalislamische Sekte Boko Haram bekennt sich zu der Tat.

4. Juli: Bei einem Anschlag auf einen Biergarten in Maiduguri im Nordosten Nigerias werden mindestens fünf Menschen getötet. Eine Bombe explodiert in einem hauptsächlich von Soldaten und Polizisten besuchten Lokal. Ein Woche zuvor waren bei einem Angriff in Maiduguri 25 Kneipen-Besucher erschossen worden. Behörden lasten die Taten Boko Haram an, die jeden westlichen Lebensstil ablehnt - auch das Trinken von Alkohol.

16. Juni: Bei einem Anschlag auf das Hauptquartier der nigerianischen Polizei sterben mindestens zwei Menschen. Wenige Stunden später explodiert ein weiterer Sprengkörper nahe einer Kirche in Damboa im Nordosten Nigerias. Nach Polizeiangaben werden vier Kinder getötet. Boko Haram bekennt sich zu der Tat.

8. Juni: In Maiduguri greifen Boko-Haram-Anhänger eine katholische Kirche an. Einem Zeitungsbericht zufolge sterben fünf Menschen.

30. Mai: Wenige Stunden nach der Amtseinführung von Präsident Goodluck Jonathan werden bei einem Attentat im Norden Nigerias mindestens zehn Menschen getötet. Medien berichten, die Bombe sei in einer Kneipe auf einem Kasernengelände in der Stadt Bauchi detoniert.

1. Januar: Bei Sprengstoffexplosionen sterben in der Neujahrsnacht mindestens elf Menschen. Für die Anschläge in einer Kirche und auf einem Kasernengelände stehen Muslim-Extremisten im Verdacht.

24. Dezember 2010: Bei blutigen Angriffe auf Christen in Nigeria werden an Heiligabend mindestens 80 Menschen getötet. In und um die Stadt Jos im Zentrum des Landes explodieren mehrere Bomben. Dutzende Angreifer attackieren eine Kirche in Maiduguri.

dpa