Weber wirbt für Geduld im evangelisch-katholischen Dialog
Der lutherische Ökumene-Experte, Landesbischof Friedrich Weber, hat für Beharrlichkeit und Geduld im evangelisch-katholischen Miteinander geworben. "Schnelle und spektakuläre Durchbrüche sind auch in naher Zukunft nicht zu erwarten", sagte der Braunschweiger Bischof am Samstag in Magdeburg. Zugleich empfahl Weber, die Suche nach einem "differenzierten Konsens" zwischen den Kirchen unbeirrbar fortzuführen. Am Sonntag beginnt in Magdeburg die viertägige Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Auf einer gemeinsamen Tagung der konfessionellen Bünde von lutherischen und unierten Kirchen berichtete der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) über den Stand der Ökumene. Im Mittelpunkt standen die Bewertung des Papstbesuches in Deutschland und weitere Entwicklungen in der Ökumene. Aus dem evangelisch-katholischen Kontaktgespräch vor wenigen Tagen folgerte Weber, dass der Papstbesuch nicht zu einer ökumenischen Belastung geführt habe: "Da ist nichts an irgendeiner Stelle beschädigt."

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"Wer ins Kernland der Reformation zu einer zentralen Lutherstätte fährt und dort schweigt, der nimmt Irritationen billigend in Kauf", bilanzierte Weber die ökumenische Begegnung in Erfurt. Dass der Papst kein Wort zur Eucharistie gesagte habe, die sich viele konfessionsverschiedene Paare in Deutschland wünschten, bezeichnete der Ökumene-Experte unter Beifall als eine vertane Chance. Auch sei Erfurt von Benedikt XVI. nicht genutzt worden, um die römisch-katholische Sicht der reformatorischen Kirchen weiter zu präzisieren.

Zugleich räumte Weber ein, dass manche Erwartungen von evangelischer Seite vor dem Papstbesuch ungemessen gewesen seien. Für die Öffnung der Eucharistie für konfessionsverschiedene Paare seien die deutschen Bischöfe zuständig und nicht Rom: "Das muss die Deutsche Bischofskonferenz auf ihre Agenda setzen." In diesem Zusammenhang empfahl er mehr Selbstbewusstsein und Zutrauen für die evangelische Abendmahlsfeier.

"Einheit lässt sich nicht aushandeln"

Zu der Papst-Äußerung, dass er keine ökumenischen Gastgeschenke bringen könne, sagte Bischof Weber: "Einheit lässt sich nicht aushandeln." Gemeinschaft wachse durch ein vertieftes Hineindenken in den Glauben. "Doch zugleich darf die jeweils andere Konfession nicht von vorneherein unter dem Verdacht stehen, den Glauben verdünnen zu wollen. "Es bestehe dann die Gefahr, dass das Verharren in "liebgewonnenen konfessionellen Positionen" mit dem "treuen Festhalten an der Wahrheit" verwechselt werde, betonte Weber.

"Dem Papst war auf seinem Deutschlandbesuch immer wieder die Sorge abzuspüren, dass in den säkularen, westlichen Staaten der Gottesglaube verloren geht", sagte Bischof Weber. Doch aus Angst vor Anpassung an den Zeitgeist dürften weder der innerkatholische Dialogprozess noch eine weitere Annäherung zwischen den Kirchen in ferne Zukunft verschoben werden. Wenn der ökumenische Dialog von der kirchlichen Wirklichkeit abgetrennt würde, würde dies den Kirchen Schaden zufügen, gab der Catholica-Beauftragte zu bedenken.

Als positiven Impuls für die Ökumene nannte Weber die wechselseitige Taufanerkennung, auf die sich die beiden großen und neun weitere Kirchen 2007 verständigt hatten. Die Taufe könne als verbindendes Element genutzt werden. Dabei sollte untersucht werden, ob nicht ein tieferes Taufverständnis ein "Türöffner" sein könnte, um vermeintlich kirchentrennende Unterschiede zu überwinden. Weiter regte der Catholica-Beauftragte an, über gemeinsame Wortgottesdienste und Stundengebete unter der Woche mehr Einheit der Kirchen anzustreben. "Alles was gemeinsam geht, sollten wir tun und bis an die Grenzen ausreizen."

Respekt für die Grenzen des jeweils anderen

In der Aussprache gab es auch selbstkritische Töne. So fragte der Braunschweiger Altbischof Gerhard Müller, welche Folgen die Neubearbeitung der innerevangelischen Regelungen zur Ordination für die Ökumene habe. Der Vizepräses der EKD-Synode, Günther Beckstein, führte Enttäuschung über den Papstbesuch auch darauf zurück, dass Benedikt XVI. Abendmahlsgemeinschaft mit den orthodoxen Kirchen in Aussicht gestellt habe, aber keine Fortschritte im evangelisch-katholischen Miteinander. Der ehemalige bayerische Ministerpräsident warf auch die Frage auf, ob die evangelische Kirche zu sehr im Zeitgeist schwimme und zu wenig Glaubensfragen in den Mittelpunkt stelle.

Der reformierte Theologieprofessor Michael Beintker bedauerte, dass es der Papst bei der Begegnung mit den Protestanten im Augustinerkloster an Einfühlungsvermögen habe fehlen lassen. Für einen partnerschaftlichen ökumenischen Dialog durch Begegnungen in den Gemeinden warb der neue Leitende Bischof der VELKD, Gerhard Ulrich. Dazu gehöre neben Klarheit auch der Respekt für die Grenzen des jeweils anderen.

Evangelische Kirchenparlamente beraten über Ökumene

Im Mittelpunkt der Beratungen evangelischer Kirchenparlamente in Magdeburg steht am heutigen Samstag das Verhältnis zu den Katholiken. Über den Stand der Ökumene beraten die Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), die acht lutherische Landeskirchen vertritt, sowie die Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen (UEK), die 13 unierte Landeskirchen umfasst. Die Kirchenparlamentarier beraten über den Bericht des braunschweigischen Bischofs Friedrich Weber, der als Catholica-Beauftragter für den Dialog der Lutheraner mit der römisch-katholischen Kirche zuständig ist.

Am Sonntag beginnt in Magdeburg die viertägige Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die EKD ist die Gemeinschaft aller 22 evangelischen Landeskirchen in Deutschland mit rund 24 Millionen Protestanten.

epd