TV-Tipp: "Unter anderen Umständen: Mord im Watt"
Die Geschichte beginnt mit einem Leichenfund: Ein junger Mann ist gefesselt und bei Ebbe im Watt eingegraben worden, so dass er in der steigenden Flut jämmerlich ertrinken musste.
05.11.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Unter anderen Umständen: Mord im Watt", 7. November, 20.15 Uhr im Zweiten

Skandinavische Krimis erfreuen sich hierzulande einer großen Beliebtheit. "Mord im Watt", ein neuer Beitrag zur durchgehend sehenswerten Montagsreihe "Unter anderem Umständen", macht sich das zunutze: Judith Kennel, die bislang jedes Mal Regie geführt hat, inszeniert den Film wie einen Krimi aus Schweden. Die ruhige Erzählweise ist den herbstlich nebligen Bildern aus Schleswig angemessen, und wenn die Ermittler über die Grenze nach Dänemark fahren, scheinen sie eine andere Welt zu betreten. Die Menschen sind zwar freundlich, doch das Verhängnis, das schließlich auch Jana Winter bedrohen wird, hat hier einst seinen Lauf genommen.

Die Geschichte beginnt mit einem Leichenfund: Ein junger Mann ist gefesselt und bei Ebbe im Watt eingegraben worden, so dass er in der steigenden Flut jämmerlich ertrinken musste. Der Junge war erst 17, hatte aber schon ein erschreckendes Vorstrafenregister. Unter anderem hat er gemeinsam mit einem Kumpan (Constantin von Jascheroff) den Besitzer eines Spielwarengeschäfts bei einem Überfall derart zugerichtet, dass die Narben im Gesicht den Mann (Peter Kurth) bis ans Ende seiner Tage an diesen Vorfall erinnern werden.

Spur des Mörders führt nach Dänemark

Seine Freude über den Tod des Täters kommt von Herzen; und ein wasserdichtes Alibi hat er auch nicht. Aber dann tauchen Kripo-Kollegen aus Hamburg auf: Dort ist vor einem Jahr ein Anwalt auf die gleiche Weise ermordet worden. Der hanseatische Kommissar Nielsen (Lars Mikkelsen), ein gebürtiger Däne, hinterlässt bei Jana Winter (Natalia Wörner) einen ganz besonderen Eindruck. Als die Spur des Mörders schließlich in die Vergangenheit und nach Dänemark führt, beginnt sie, Nielsen mit anderen Augen zu sehen.

"Mord im Watt" ist das erste verfilmte Drehbuch der Schauspielerin Zora Holt, deren Mann Ralph Herforth neben Martin Brambach von Anfang an zum Ensemble der Reihe gehörte. Sie hat ihm gerade in den gemeinsamen Szenen mit Natalia Wörner eine neue, durchaus reizvolle Nuance verliehen. Ohnehin lebt das Drehbuch nicht nur vom rätselhaften Fall, sondern gerade auch von der Tiefe der Figuren. Quasi als Gaststar zaubert der Film nach einer Stunde Anna Maria Mühe als gehörlose Tochter des dänischen Kommissars aus dem Hut, und prompt gibt die Figur der Geschichte eine unerwartete Wendung. Ein clever erzählter Krimi, der auf gelungene Weise mit der Überzeugung des Zuschauers spielt, dem Täter schon bald auf der Spur zu sein.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).