Thema Mission: Kirchen müssen sich mehr öffnen
Um mehr Menschen zu erreichen, müssen die Kirchen nach Ansicht des Missionsexperten Hans-Hermann Pompe stärker auf die Alltagswelt verschiedener Milieus eingehen. Eine Herausforderung sei es, im Zugehen auf die wachsende Zahl kirchenferner Menschen die richtige Sprache beim Reden von Gott zu finden, sagte die Vorsitzende des EKD-Kirchenparlaments, Katrin Göring-Eckardt.

Um mehr Menschen zu erreichen, müssen die Kirchen nach Ansicht des Missionsexperten Hans-Hermann Pompe stärker auf die Alltagswelt verschiedener Milieus eingehen. "Wenn ich ein Milieu erreichen will, müssen die Angebote und Gestaltungsmöglichkeiten der Lebenskultur dieser Menschen entsprechen", sagte der Leiter des Zentrums "Mission in der Region" der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in einem epd-Gespräch in Dortmund. "Sonst fühlen sie sich in der Kirche nicht zu Hause."

Als Beispiel nannte Pompe die Musik: In der Kirche dominierten die Orgel und die Musik der Hochkultur, die aber nur ein sehr kleines Segment der gesellschaftlichen Vorlieben repräsentierten. Für "den ehemaligen Konfirmanden, spaß- und erlebnisorientiert, der von gesellschaftlichen Konventionen nicht viel hält", werde dagegen häufig nichts angeboten.

Pompe: "Wo wir als Kirche selbst ein Bremsklotz sind"

Missionsexperte Hans-Hermann Pompe. Foto: Hans-Jürgen Vollrath/DJV

Der 56-jährige Theologe vermisst mehr Möglichkeiten, mitzuarbeiten und das Gemeindeleben zu gestalten. "Eine Kirche, in der 200 Zuschauer am Rand sitzen und dem Pfarrer als einzigem Feldspieler zusehen, hat keine Zukunft", sagte er. Wichtig sei außerdem die Qualität der Gottesdienste als wichtigster Veranstaltung der Kirchen. Hier müsse das Bestmögliche investiert werden. Vor allem müsse der Inhalt stimmen.

Auf der am Sonntag beginnenden EKD-Synode in Magdeburg, die sich schwerpunktmäßig mit Mission, die Gewinnung von Menschen für den Glauben, beschäftigt, soll laut Pompe auch gefragt werden, "wo wir als Kirche selbst ein Bremsklotz sind". Es könnte sein, "dass wir uns zu sehr mit uns selbst beschäftigen und zu viel Energie und Zeit für unsere eigene Organisation verbrauchen", mahnte der rheinische Theologe.

Die Kirche ist nach Einschätzung des EKD-Experten zudem nicht gut darauf die Situation vorbereitet, dass sie mit anderen Religionen und Weltanschauungen konkurriere. Die Strukturen seien noch immer darauf ausgerichtet, dass der christliche Glaube automatisch weitergegeben werde, etwa innerhalb der Familie und im Konfirmandenunterricht. "Das klappt aber nicht mehr so wie früher."

Göring-Eckart: Mit neuer Sprache für Glauben werben

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Obwohl die Zahl der Kirchenmitglieder beständig sinkt, sieht sich die EKD mit ihrem Reformprozess auf dem richtigen Weg. Eine Herausforderung sei es allerdings, im Zugehen auf die wachsende Zahl kirchenferner Menschen die richtige Sprache beim Reden von Gott zu finden, sagte die Vorsitzende des EKD-Kirchenparlaments, Katrin Göring-Eckardt, der Nachrichtenagentur dpa.

"Was deutlich wird ist, dass unsere Kirche nicht verharrt in den alten Strukturen, dass sie auch nicht versucht, an möglichst viel von dem festzuhalten, was sie schon immer so gemacht hat, sondern dass Aufbruchstimmung herrscht und dass es weiter geht." Die vor fünf Jahren angestoßenen Reformen hätten schwierige Themen wie die Qualität von Predigten und Gottesdiensten thematisiert und bei Pfarrern einen Veränderungswillen mobilisiert, sagte Göring-Eckardt.

Katrin Göring-Eckardt, Vorsitzende des EKD-Kirchenparlaments. Foto: epd-bild/Norbert Neetz.  

"Wir wissen aus Untersuchungen, dass Erwachsene zwei Dinge brauchen, um sich taufen zu lassen: erstens eine ziemlich lange Zeit in der inneren Vorbereitung, da ist von 10, 12 Jahren die Rede, und zweitens ein wichtiges Erlebnis im Privaten, wie eine Hochzeit, eine Trauerfeier oder ein großes Ereignis wie einen Kirchentag." Deswegen setze die EKD auch sehr darauf, dass das Reformationsjubiläum 2017 ein Fest werde, dass die Kirche anziehend mache.

In Glaubenskursen auf neue Art über evangelisch sein reden

Eine Herausforderung sei die Kirchenferne in Ostdeutschland, mit beispielsweise nur noch 17,4 Prozent Kirchenmitgliedern an der Wiege der Reformation in Wittenberg. "Die Frage, die sich uns stellt ist, wie können wir zu denjenigen, die das nicht mehr als "Muttersprache" kennen, gut und verständlich von Gott reden, so dass sie merken, der könnte etwas mit ihrem Leben zu tun haben", sagte Göring-Eckardt. "Dieser Schritt ist unglaublich anstrengend, weil wir ziemlich viele Menschen erreichen müssen, die davon noch nichts gehört haben."

Ein erfolgsversprechender Anstoß seien die von der EKD kürzlich gestarteten Glaubenskurse für Erwachsene, sagte die Vorsitzende des Kirchenparlaments. "Da wird auf eine neue Art über das geredet, was uns als evangelisch ausmacht, auch gerade für die, die am Rand stehen und gerne dazu kommen wollen."

epd/dpa