Scheidender VELKD-Bischof: Kein Stillstand in Ökumene
Der scheidende Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Johannes Friedrich, ist dem Eindruck entgegengetreten, in der evangelisch-katholischen Ökumene gebe es einen Stillstand.

"Dem möchte ich klar widersprechen", sagte er am Donnerstag in seinem Bericht vor der lutherischen Generalsynode in Magdeburg. Friedrich fügte hinzu: "In gewisser Weise hat auch der Besuch des Papstes das bestätigt, obwohl so manche meinten, sie hätten mehr erwartet."

Friedrich wertete es als ersten Schritt zur Rehabilitierung des Reformators Martin Luthers (1483-1546), dass die ökumenische Begegnung mit dem Papst im Erfurter Augustinerkloster stattgefunden hat. Bei der Gelegenheit habe Benedikt XVI. auch die Luther umtreibende Gottesfrage positiv aufgenommen. "Das sollten wir nicht unterschätzen", fügte der Theologe hinzu.

Auch wenn "spektakuläre Schritte" auf Seiten der Kirchenleitungen ausgeblieben seien, sei das Vertrauen "beständiger, verlässlicher, selbstverständlicher, belastungsfähiger" geworden, argumentierte der Leitende VELKD-Bischof. Dies habe sich an einigen Konfliktpunkten gezeigt, die hätten aufgebauscht werden können. Durch vertrauensvolle Gespräche hätten sie schnell erledigt werden können, sagte Friedrich. Der Einspruch gegen die Ökumene habe an Plausibilität verloren, und an der kirchlichen Basis an vielen Orten gebe es deutliche Fortschritte.

Wahl des neuen leitenden Bischofs

Mit Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 warb der Leitende Bischof dafür, sich dessen unterschiedliche Zielrichtungen klar zu machen. Neben der gesamtgesellschaftlichen Wirkung und der Selbstvergewisserung der Kirche habe der 500. Jahrestag des Thesenanschlags von Wittenberg als Adressaten auch die einzelnen Gläubigen: "Es geht um die reformatorische Entdeckung, die dem Einzelnen den Blick für seine Gottesbeziehung eröffnet."

Im Rückblick auf seine Amtszeit sagte Friedrich, er habe versucht den Zusammenschluss der lutherischen Kirchen zusammenzuhalten und die Verbindung mit der Evangelischen Kirche in Deutschland zu stärken. Sein Anliegen sei es gewesen, die lutherische Kirche dort zu stärken, wo sie ein besonderes Profil aufweise, und sich nicht bei bekenntnisunabhängigen Themen zu engagieren, wo es die EKD tue.

Am Freitag wählt das lutherische Kirchenparlament einen neuen Leitenden Bischof, da die Amtszeit von Friedrich nach sechs Jahren endet. Als einziger Kandidat gilt der Schleswiger Bischof Gerhard Ulrich, der bisher Stellvertreter des Leitenden Bischofs ist.

Lutherische Generalsynode nimmt Beratungen auf

Unter der Überschrift "Die Begegnung mit dem Anderen - Das Wagnis der Mission" befasst sich die Synode bis zum 8. November schwerpunktmäßig mit interkulturellen Aspekten von Mission und deren Rückwirkung auf das gemeindliche Leben in Deutschland. Weitere Themen der Beratungen sind der Bericht des Catholica-Beauftragten der VELKD, Landesbischof Friedrich Weber, das Pfarrdienstrechtsneuordnungsgesetz sowie Einbringung und Beschluss zur Agende IV "Berufung - Einführung - Verabschiedung".

Die Generalsynode besteht aus 50 Mitgliedern, die zugleich der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehören. Sie findet zeitlich und örtlich verbunden mit der EKD-Synode und der Vollkonferenz der unierten Kirchen statt. Die VELKD ist ein Zusammenschluss von acht evangelisch-lutherischen Landeskirchen mit rund zehn Millionen Gemeindemitgliedern.

epd