Diese positive Entwicklung sei auf die gute Konjunktur- und Arbeitsmarktentwicklung der vergangenen zwölf Monate zurückzuführen, erläuterte Creditform-Vorstand Helmut Rödl. Allerdings ist nach wie vor fast jeder zehnte Erwachsene überschuldet: Die Schuldnerquote beträgt 9,38 Prozent.
Als Hauptursachen für Überschuldung nannte Rödl Arbeitslosigkeit, Trennung vom Lebenspartner, Krankheit und übermäßigen Konsum. Knapp zwei Drittel aller überschuldeten Deutschen sind Männer. Ihr Anteil stieg im Vergleich zum vergangenen Jahr um 1,2 Prozent auf 4,1 Millionen. Bei den Frauen gab es einen Rückgang: Derzeit sind gut 2,3 Millionen erwachsene Frauen überschuldet, 5,3 Prozent weniger als 2010.
Die meisten Schuldner sind jünger als 30 Jahre
Mehr als ein Viertel (26,3 Prozent) der überschuldeten Deutschen sind jünger als 30 Jahre. In der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen stieg die Schuldnerquote um 1,4 Prozentpunkte auf 11,4 Prozent. Viele der Betroffenen dürften ihr Leben lang unter der frühen Überschuldung leiden, sagte Rödl.
Creditreform untersucht jährlich, wie viele Privathaushalte ihre Schulden nicht mehr bezahlen können. Überschuldung bedeutet dabei, dass sie die Summe ihrer Zahlungsverpflichtungen in absehbarer Zeit nicht begleichen können und ihnen weder Vermögen noch andere Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Arbeitslose, Alleinerziehende und Kinder leiden unter Armut
Finanziell klamm sind in Deutschland aber noch weit mehr Menschen und Familien. Rund 12,6 Millionen Menschen in Deutschland waren im Jahr 2009 von Armut bedroht - das sind 15,6 Prozent der Bevölkerung und rund doppelt so viele wie die, die verschuldet sind. Am meisten gefährdet sind laut Statistischem Bundesamt Arbeitslose und Alleinerziehende. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, Jugendliche stärker als Ältere, Singles öfter als Menschen mit Familie. Insgesamt blieb das Armutsrisiko in den vergangenen Jahren allerdings ziemlich konstant. 2008 lag es bei 15,5 Prozent, 2007 bei 15,2 Prozent.
Am meisten von Armut bedroht sind Arbeitslose: Im Jahr 2009 waren mehr als sieben von zehn Erwerbslosen armutsgefährdet - unter den Erwerbstätigen war es dagegen nur etwa jeder Vierzehnte. Nach Arbeitslosen waren Alleinerziehende und ihre Kinder die am stärksten betroffene Gruppe: 2009 waren 43 Prozent der Menschen in solchen Haushalten armutsgefährdet. Betrachtet man alle Haushalte mit Kindern betrug die Armutsgefährdungsquote nur 15 Prozent. Risikogruppe Nummer drei sind die Singles: Drei von zehn allein lebenden Personen waren 2009 armutsgefährdet - bei Haushalten mit zwei Erwachsenen unter 65 Jahren war dies nur bei jedem Zehnten der Fall. Frauen waren der Statistik zufolge stärker armutsgefährdet als Männer (15,4 beziehungsweise 14,9 Prozent), Jugendliche (18,9 Prozent) und Kinder (17,5 Prozent) häufiger betroffen als Ältere.
Arm ist, wer weniger als 940 Euro im Monat hat
Nach der Definition der Statistiker gilt als "armutsgefährdet", wer im Jahr 2009 weniger als 940 Euro monatlich zur Verfügung hatte. Die "Armutsgefährdungsquote" gibt den Anteil der Armen an der Gesamtbevölkerung an.
Die Statistiker befragten dafür 2010 im Rahmen einer europaweiten Erhebung 13.079 Haushalte mit insgesamt 23.531 Menschen ab 16 Jahren zu Einkommen und Lebensbedingungen. Die Angaben wurden nach einem einheitlichen Schlüssel gewichtet. Der Paritätische Wohlfahrtsverband sprach von "einem neuerlichen Dokument tiefgreifender Verwerfungen in der bundesrepublikanischen Gesellschaft". Den mehr als zwölf Millionen Armen stehe ein privates Geldvermögen von rund fünf Billionen Euro gegenüber.