Wegen des gegen ihn laufenden Disziplinarverfahrens wirft der 64-Jährige der rheinischen Kirchenleitung und Präses Nikolaus Schneider persönlich vor, sie verletzten ihre "Fürsorgepflicht" für ihn. Er hätte sich gewünscht, dass Schneider "vor aller Disziplinarpflicht das Gespräch mit mir gesucht hätte", sagte Fliege dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstagsausgabe).
Tipps zum Kirchenaustritt gehören "zur Informationspflicht"
Zu den konkreten Vorwürfen in dem Verfahren wollte sich der Ruhestandspfarrer der Evangelischen Kirche im Rheinland zwar nicht äußern. Er verteidigte aber zugleich die zeitweise von ihm für knapp 40 Euro vertriebene "Fliege-Essenz". Das sei "kein esoterischer Mist, sondern jahrhundertealtes Erfahrungswissen". Es sei ihm darum gegangen, dass Menschen "bei der Einnahme von Essen oder auch von Medizin beten".
Auch dass in einer von ihm herausgegebenen Zeitschrift Tipps zum Kirchenaustritt gegeben werden, findet Fliege nach eigenen Worten nicht kritikwürdig. In einer Serie über Austritte gehöre es "zur Informationspflicht, auch zu sagen, wie das geht". Er selbst sei presserechtlich dafür nicht verantwortlich. Der Vorwurf, er fordere zum Kirchenaustritt auf, sei "völliger Quatsch und Verleumdung".
Die laut einem Zeitungsbericht im Gespräch mit einem Brautpaar gefallene Äußerung, Gott und Kirche seien "erst mal scheißegal", wollte der frühere Fernsehpfarrer nicht bestätigen. Da binde ihn Schweigepflicht.
Kirche leitet Disziplinarverfahren ein
Die rheinische Landeskirche wirft Fliege vor, er habe gegen seine Amtspflichten verstoßen. Das kann laut Kirchenrecht auch bei Pfarrern im Ruhestand bestraft werden. Welche Anschuldigungen genau Gegenstand des Disziplinarverfahrens sind, ist indes nicht bekannt. Fliege drohen ein Verweis oder eine Kürzung der Bezüge, im weitestgehenden Fall auch die Entfernung aus dem Amt.
Fliege war Pfarrer in Düsseldorf, Essen und Aldenhoven bei Aachen, bevor er 1994 in der ARD mit einer nach ihm benannten Talkshow auf Sendung ging. Im Jahr 2005 wurde das Format eingestellt.