EKD-Chef Schneider war gemeinsam mit dem hannoverschen Landesbischof Ralf Meister zwei Tage durch die Region gereist. Für die Kirche sei der Gorleben-Konflikt auch nach dem Atomausstieg ein nationales Thema, betonte er: "Aus der Endlager-Problematik kann man nicht aussteigen. Wir haben hier ein Ewigkeitsproblem." Wichtig sei es, Vertrauen, Transparenz und Öffentlichkeitsbeteiligung zu schaffen. In Gorleben habe es in der Vergangenheit den Eindruck gegeben, die Kriterien für ein Endlager seien den jeweiligen Gegebenheiten angepasst worden.
Meister ergänzte, in der Region herrsche seit einer Generation große Verunsicherung. "Es gibt ein so großes Misstrauen, dass Menschen manchmal nicht mehr das Gefühl haben, hier zu Hause zu sein", sagte er nach Gesprächen mit Gorleben-Gegnern, Kirchenvertretern und Vertretern des Bundesamtes für Strahlenschutz.
Atomkraft-Gegner: "Euer Nonsens ist kein Konsens"
In vier Wochen rollt voraussichtlich der nächste Transport mit elf Castor-Behältern aus Frankreich zum oberirdischen Zwischenlager Gorleben. In Dutzenden Städten gingen am Samstag Atomkraft-Gegner auf die Straße, um dagegen zu protestieren. Mit Atomfässern auf Bahnhöfen, Kundgebungen vor Atomkraftwerken und Demonstrationen machten sie auf die Gefahren der Atommüll-Transporte aufmerksam.
Vor dem unterfränkischen Atomkraftwerk Grafenrheinfeld bei Schweinfurt protestierten etwa 300 Menschen unter dem Motto "Euer Nonsens ist kein Konsens". In Leitstade bei Lüneburg kamen rund 200 Castor-Gegner zu einem "Waldspaziergang" entlang der Bahnstrecke zusammen. In Hildesheim simulierten die Aktivisten einen Atommülltransport, an verschiedenen Bahnhöfen wie in Göttingen, Uelzen und Celle gab es Kundgebungen. In Jülich blockierten Atom-Gegner die Einfahrt des Forschungszentrums, in dem noch hochradioaktive Brennelemente des stillgelegten Forschungsreaktors lagern.
Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) will am 11. November mit den Ministerpräsidenten über einen möglichen Neustart bei der Suche nach einem Atommüll-Endlager sprechen. Bisher gibt es keine Alternativen zu der Erkundung in Gorleben. Baden-Württemberg hat vorgeschlagen, eine bundesweite Untersuchung von vier Standorten zu starten. Die evangelische Kirche spricht sich seit längerem dafür aus, Alternativen zu Gorleben zu prüfen. Unterstützt von der hannoverschen Landeskirche klagt die örtliche Kirchengemeinde Gartow gegen die weitere Erkundung des Salzstocks. Ihr gehören dort Grundstücke.