Vor einigen Wochen habe er einen Schwächeanfall mit Schlaganfall-ähnlichen Symptomen erlitten. Die Ärzte hätten ihm "absolute Ruhe" verordnet. Aber seine dritten Wörishofener Einkehrtage mit Sinnsuchern, Naturheilkundlern und Heilern unterschiedlichster Herkunft, die noch bis Dienstag dauern, möchte er trotzdem moderieren. Aber: "Was ist mit all den anderen so notwendigen Terminen?", fragt er in der November-Ausgabe seines Magazins "Fliege - Helfen, Heilen, Horizonte". "Ich muss sie abgeben und hoffen, dass der Himmel sich darum kümmert."
Seitdem Flieges Heimatkirche, die Evangelische Kirche im Rheinland, ein Disziplinarverfahren gegen ihn eröffnet hat, steckt er in einem Dilemma. "Wofür habe ich denn ein Leben lang gearbeitet?", fragt er weiter in seinem Magazin. "Ich muss zugeben, vorübergehend am Ende zu sein."
Wörishofener Herbst mit B-Promis, die auf der Esoterik-Welle schwimmen
In einem Dilemma stecken aber auch seine Vertragspartner des Wörishofener Herbstes. Unumwunden räumt Kurdirektor Alexander von Hohenegg ein, dass der Fliege-Kongress dem bayerischen Kurort Aufmerksamkeit und Umsatz beschert habe. "Es kamen in den beiden Jahren zuvor interessante und prominente Gäste und Besucher." Einerseits sei der Austausch unterschiedlicher Standpunkte zu Fragen nach Sinn und Glauben, Spiritualität und Werten interessant und lebendig. Jetzt aber seien "Fragen aufgeworfen, die eine weitere Verbindung in Frage stellen".
Der Wörishofener Herbst ist eigentlich nichts anderes als eine der vielen Esoterik-Messen landauf und landab. Explizit Christliches ist an den Messe-Ständen nicht zu entdecken. Fliege hatte die Veranstaltung mit dem Versprechen beworben, "national und international bekannte Heiler, Therapeuten, Philosophen und Lehrer werden begeistern". Zu erleben waren ein paar B-Promis, die auf der Esoterik-Welle schwimmen und allerlei Naturheilkundler und "Heiler" mit unterschiedlichem Hintergrund. Der bekannte Ärzte-Funktionär und Verfechter einer ganzheitlichen Medizin, Ellis Huber, hatte hingegen kurzfristig abgesagt.
Hans-Peter Dürr: Der Mensch müsse sich als Teil eines Ganzen empfinden
Ein wenig Glanz bescherte dem Kongress der Träger des Alternativen Nobelpreises Hans-Peter Dürr. Für den Physiker und Zukunftsforscher ist das von Konkurrenz-Denken und Rechthaberei geprägte Weltbild an sein Ende gekommen. Der Mensch müsse seine Kreativität entdecken, die Bedeutung der geistigen Dimension der Natur neu erleben und sich wieder als Teil eines großen Ganzen empfinden. Die Schöpfung sei nicht abgeschlossen, sondern sie erneuere sich ständig. Daran habe jede Kreatur ihren Anteil.
Wenn er die Möglichkeit hätte, würde er die Olympischen Spiele neu erfinden, bedeutete Dürr einem andachtsvoll lauschendem Publikum. Tausende von Menschen würden dann an den Start eines Laufwettbewerbs treten und der Starter würde den Befehl geben "Lauft los...aber ich sage euch nicht, in welche Richtung". Dürr: "Und auf einmal sind alle Sieger."