"Polizeiruf 110: Gelobtes Land“, 1. November, 21.30 Uhr, in Einsfestival
Der einarmige Münchener Hauptkommissar Tauber, längst im Ruhestand, war eine der interessantesten Figuren im Reigen der Sonntagsermittler. Einsfestival wiederholt noch mal jenen "Polizeiruf“ aus dem Jahr 2001, in dem Tauber erstmals gemeinsam mit seiner neuen Kollegin ermittelt. Genüsslich inszeniert Peter Patzak den Auftritt von Kriminalhauptkommissarin Jo Obermeier (Michaela May): Wegen des Vornamens hatte Tauber mit einem Mann gerechnet. "Das kann nicht gut gehen“, ahnt Tauber düster, und so kommt es, wie es kommen muss: Die beiden sind wie Hund und Katz'.
Kratzbürstigkeiten zwischen dem Ermittler-Duo
Geschickt hält das Drehbuch von Christian Jeltsch die Balance zwischen den beiden Handlungssträngen: hier die Kratzbürstigkeiten zwischen dem Ermittler-Duo, dort der Fall eines afrikanischen Asylbewerbers. Der hatte seine beiden Töchter ins Land schmuggeln lassen, doch bei einem Unfall ist eines der Kinder ums Leben gekommen; kurz darauf löst sich der Fluchthelfer im wahrsten Sinne des Wortes am hellichten Tag offenbar in Luft auf.
Und weil die Sympathie des Films eindeutig beim Afrikaner (Aloysius Itoka) liegt, wird der Krimi mehr und mehr zu einer unverhohlenen Anklage gegen die deutsche Abschiebepraxis, die sich allerdings als außerordentliche Last für den Krimi erweist: Der wandelt sich zunehmend zur Verpackung für eine Botschaft, die in ein fast schon kitschig inszeniertes Ende mündet.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).