TV-Tipp des Tages: "Das Duo: Liebe und Tod" (ZDF)
Nach dem Mord an der Bankangestellten gibt es diverse Verdächtige, darunter auch einen Kollegen, der offenbar nicht verkraften konnte, dass sie die Beziehung beendet hat.
28.10.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Das Duo: Liebe und Tod", 29. Oktober, 20.15 Uhr im Zweiten

Der typische TV-Ermittler ist in der Regel ein einsamer Wolf; manchmal auch eine einsame Wölfin. Dafür bekommen die Kommissarinnen immer öfter Kinder. Das ZDF hat sich durch das Phänomen der schwangeren Verbrecherjägerin sogar zu einer eigenen Reihe inspirieren lassen: "Unter anderen Umständen"; dort gehört Natalias Wörners kleiner Sohn mittlerweile zum festen Ensemble. Das dürfte dann demnächst auch für Lisa Martinek gelten: Als klar war, dass die blonde Partnerin von Charlotte Schwab bei den Dreharbeiten zum jüngsten Fall für "Das Duo" schwanger sein würde, wurde das Drehbuch (Eva und Volker A. Zahn) kurzerhand entsprechend ergänzt. Nun hatte Clara Hertz nicht bloß eine Affäre mit dem Banker, dessen Assistentin ermordet wurde, sie trägt auch das gemeinsame Kind unter ihrem Herzen. Das gibt der Geschichte naturgemäß eine zusätzlich reizvolle Note.

Ein Kollege unter den Verdächtigen

Aber der Krimi wäre auch so sehenswert, selbst wenn es natürlich ganz amüsant ist, dass die Kommissarin zunächst kein Wort über ihre unübersehbare Schwangerschaft verliert. Nach dem Mord an der Bankangestellten gibt es diverse Verdächtige, darunter auch einen Kollegen, der offenbar nicht verkraften konnte, dass sie die Beziehung beendet hat. Die ungleich interessantere Figur aber ist ein international bekannter Schmuckhändler (Philipp Moog), dem die Assistentin auf die Schliche gekommen ist: Charly Dönhoff hat als Sicherheit für einen Kredit in zweistelliger Millionenhöhe gefälschte Diamanten hinterlegt. Pikant ist auch ein Seitenstrang mit fast noch illustrerem Personal: Die ermordete Frau hatte vor ihrem Tod ein Verhältnis mit einem ehemaligen Bankräuber (Martin Feifel), der sich nun an eine weitere Bankangestellte (Nina Kunzendorf) ranmacht. Dass die Dame eine ungewöhnliche sexuelle Vorliebe pflegt, wirkt allerdings etwas effekthascherisch.

Effizienter im Sinne der Spannungssteigerung ist ein Überwachungsvideo, dass die beiden Kolleginnen beim heftigen Streit zeigt. Aber mindestens so interessant wie die Suche nach dem Mörder ist naturgemäß die Frage, wie sich das Verhältnis von Clara und ihrem Herzbuben (Roman Knizka) entwickelt. Die zunächst rätselhafte Rolle des Bankräubers, die interessanten Details aus der Polizeiarbeit, die ungewöhnlichen Kreditgeschäfte der Bank, außerdem eine solide Regie (Peter Fratzscher) und nicht zuletzt die vielen namhaften Darsteller: ein sehenswerter Samstagskrimi.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).