Bedford-Strohm: Kirche muss authentisch und öffentlich sein
"Kraft der alten Traditionen": Der künftige bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm will für eine authentische, öffentliche Kirche eintreten, die nach außen ausstrahlt.
28.10.2011
Von Achim Schmid und Rieke C. Harmsen

Die Kirche müsse den Menschen zeigen, welche "große Kraft in den alten Traditionen des Christentums steckt", sagte der Theologe, der am Sonntag in sein kirchliches Führungsamt eingeführt wird, in einem epd-Gespräch. Zu Wort melden müsse sich die Kirche auch bei grundsätzlichen Themen wie Sterbehilfe, Präimplantationsdiagnostik oder der Legitimität militärischer Gewaltanwendung.

Sozialer Ausgleich in der Gesellschaft

Besonderes Augenmerk will der neue Bischof der 2,6 Millionen bayerischen Protestanten auf die soziale Gerechtigkeit legen. Nach biblischem Verständnis bemesse sich die Gerechtigkeit immer an der Situation der Schwächsten. Deshalb müsse der soziale Ausgleich in der Gesellschaft ein zentrales Thema sein, betonte Bedford-Strohm. Als Bischof werde er immer danach fragen, wie "Spiritualität und Frömmigkeit in den sozialen Fragen der Zeit Gestalt gewinnen".

Die Ökumene sieht Bedford-Strohm in einem weiten Rahmen. Der Katholizismus sei nicht nur der Papst und die Bischöfe, sondern auch die katholischen Verbände, die Universitätstheologie und die Ortsgemeinden. Deshalb wolle er auf allen Ebenen zur Ökumene ermutigen. In sozialethischen Fragen gebe es viele Überschneidungen mit der katholischen Kirche.

Liberalisierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften im Pfarrhaus

In der kontroversen Diskussion um die Bewertung der Homosexualität in der bayerischen Landeskirche setzt der künftige Landesbischof auf Dialog. Befürworter und Gegner gleichgeschlechtlicher Partnerschaften im Pfarrhaus seien Menschen, die "zutiefst in ihrem Glauben leben", sagte Bedford-Strohm.

Deshalb müsse um dieses Thema, bei dem die Auslegung der Bibel strittig sei, gerungen werden. Nötig seien nicht in erster Linie Beschlüsse, sondern der Dialog. Gerade in dieser Frage müsse Zeit sein, dass "auch die Seele nachkommen kann". Er selbst befürworte die vorgenommene Liberalisierung aus biblischen Gründen. Nach einem Beschluss des Landeskirchenrates, den das evangelische Kirchenparlament zur Kenntnis genommen hat, sind unter ganz bestimmten Voraussetzungen, wie etwa der Zustimmung des Kirchenvorstands, gleichgeschlechtliche Partnerschaften im Pfarrhaus möglich.

Heinrich Bedford-Strohm (51), der bisher Theologieprofessor an der Bamberger Universität war, folgt im Bischofsamt auf Johannes Friedrich (63), der nach seiner zwölfjährigen Amtszeit als Bischof bis zu seiner Pensionierung als Ortspfarrer in die fränkische Landgemeinde Bertholdsdorf geht.

epd