Die meisten Kirchen-Chefs fahren Klimakiller-Autos
Deutsche evangelische Bischöfe fahren zu 90 Prozent klimabelastende Dienstwagen. Die Deutschen Umwelthilfe hat den CO2-Ausstoß der Wagen von 46 Kirchenchefs untersucht. Die Bischöfe verteidigen sich: Sie müssten Verträge einhalten, im Auto arbeiten, den Rücken schonen - und führen zudem auch oft mit der Bahn.

Die Dienstwagen der deutschen Bischöfe sind nach einer Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe zu 90 Prozent klimaschädlich. Nur vier der 46 befragten Kirchenoberhäupter nutzten einen Dienstwagen, dessen CO2-Ausstoß unter dem seit 2008 geltenden EU-Zielwert von 140 Gramm pro Kilometer liegt, sagte Geschäftsführer Jürgen Resch am Dienstag in Berlin. Bei den anderen liege der Emissionswert ihrer Limousinen zwischen 20 und 60 Prozent darüber.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) verwies auf die Rahmenverträge mit den Autoherstellern: "Im Blick auf die Dienstwagen müssen wir abwägen zwischen verantwortlichem Umgang mit den uns anvertrauten Kirchensteuermitteln und den Notwendigkeiten des Umweltschutzes", heißt es in der EKD-Reaktion. Die Verträge seien darauf ausgerichtet, beidem so gut wie möglich Rechung zu tragen. Technische Fortschritte im Blick auf die Umweltfreundlichkeit würden in die Auswahl der Dienstwagen einbezogen.

An der freiwilligen Untersuchung der Umwelthilfe beteiligten sich nach Angaben von Resch 80 Prozent aller Befragten. Nur acht machten keine Angaben, darunter Landessuperintendent Martin Dutzmann von der Lippischen Landeskirche. Im Vergleich dazu hatten bei einer entsprechenden Umfrage unter den deutschen Dax-Konzernen nur 15 Prozent der Angeschriebenen geantwortet.

Bischof Fischer: "Ich bin überzeugter Bahnfahrer"

Die klimafreundlichsten Dienstwagen fahren derzeit die Präsidentin der Bremischen Evangelischen Kirche, Brigitte Boehme, Präses Alfred Buß von der westfälischen Kirche, Bischof Karl-Hinrich Manzke von der evangelischen Landeskirche Schaumburg-Lippe und der Bischof der evangelischen Landeskirche in Braunschweig, Friedrich Weber. Bei ihren Wagen liegt der CO2-Ausstoß pro Kilometer zwischen 128 und 134 Gramm.

Der badische Landesbischof Ulrich Fischer, dem die Umweltschützer eine "Rote Karte" für "Übermotorisierung und zu hohe CO2-Emissionen" zeigten, wies darauf hin, dass bei der Erhebung nur der Schadstoffausstoß, nicht aber die tatsächliche Nutzung der Dienstwagen berücksichtigt werde. Fischer besitzt eine Netzkarte der Bahn und fährt grundsätzlich 2. Klasse, wie die Landeskirche mitteilte. "Ich bin überzeugter Bahnfahrer", ergänzte der Bischof, der von seinem Wohnort mit der Bahn nach Karlsruhe fährt und dann vom Hauptbahnhof zu seinem Dienstsitz radelt.

Am schlechtesten schneiden die Dienstwagen des katholischen Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck und des hannoverschen Landesbischofs Ralf Meister ab. Ihre VW Phaeton stoßen jeweils 224 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Bischof Meister kündigte an, dass künftig nach Alternativen gesucht werde, da die Leasingverträge nicht langfristig liefen: "Das ist eine Situation, die wir kritisch wahrnehmen."

Das Auto als Zweitbüro - und zwar rückenfreundlich

Insgesamt zählt die Umwelthilfe 18 Dienstwagen auf, die mit Werten ab 172 Gramm übermotorisiert und klimaschädlich sind. Weitere 16 liegen mit Werten zwischen 148 und 168 Gramm pro Kilometer in der Mitte. Darunter ist auch der Wagen des EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider. Als Präses der rheinischen Kirche nutzt er einen BMW der 5er-Reihe, der 160 Gramm CO2 ausstößt.

"Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst", sagte der Sprecher des Berliner Bischofs, Volker Jastrzembski. Für Bischof Markus Dröge, der mit seinem BMW 530d jährlich 45.000 Kilometer zurücklege, sei der Wagen zugleich sein "rollendes Büro" und müsse deshalb einen gewissen Komfort bieten. Grundsätzlich gebe es die Vorgabe in der Landeskirche, dass alle Dienstreisen mit der Bahn zurückgelegt werden sollen, ergänzte Jastrzembski.

Ein schlechtes Vorbild ist laut Resch zudem die mitteldeutsche Bischöfin Ilse Junkermann. Die evangelische Theologin habe in diesem Jahr intensiv für eine kirchliche Kampagne zu "Klimawandel und Lebenswandel" geworben, sei aber zugleich nach Auslaufen ihres Leasingvertrages auf einen 245 PS starken BMW umgestiegen, der das Klima mit 180 Gramm CO2 stärker belastet als der Vorgängertyp.

"Der Autositz ist mein Bürostuhl", sagte Bischöfin Junkermann. Wegen der Gefahr eines Bandscheibenvorfalls solle die Lehne des Rücksitzes auf ärztlichen Rat hin rückenfreundlich und verstellbar sein. Leider sei kein anderes Modell gefunden worden, das diese Voraussetzungen bietet, argumentierte die Theologin.

epd