In vielen Ländern Proteste gegen die Macht der Banken
In vielen Städten im In- und Ausland protestierten Bürger am Wochenende gegen die Auswüchse des Finanzmarkts. Bundesbank-Präsident Weidmann äußerte Verständnis für den Unmut.

Etwa 2.000 Demonstranten wurden nach Angaben der Organisatoren am Samstag in Frankfurt am Main gezählt. In Köln und Düsseldorf gingen nach Schätzungen der globalisierungskritischen Organisation Attac jeweils rund 1.000 Menschen auf die Straße.

In Berlin waren es einige hundert. Die Beteiligung war damit den ersten Meldungen zufolge geringer als am vorangegangenen Samstag, als in Deutschland etwa 40.000 Menschen im Gefolge der weltweiten "Occupy"-Bewegung demonstrierten.

Nach Angaben von Attac fanden in mehr als 20 deutschen Städten Aktionen statt. Im Anschluss an Kundgebungen am Brandenburger Tor und vor dem Roten Rathaus zogen die Demonstranten in Berlin zur Wiese vor dem Reichstagsgebäude. Dort beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter am Nachmittag etwa 2.000 Menschen an einer Protestaktion.

Die Polizei sprach von einigen hundert. Sie kündigte an, eine dauerhafte Besetzung des Platzes innerhalb der Bannmeile um den Bundestag nicht zu dulden. Am späten Abend beendeten die Kundgebungsteilnehmer von sich aus ihre unangemeldete Demonstration. Die Polizei sprach von einem friedlichen Verlauf. In Frankfurt am Main harren Demonstranten seit gut einer Woche in einem Protestcamp vor der Europäischen Zentralbank (EZB) aus.

Bundesbank-Präsident: "Wir haben noch nicht alle Lehren umgesetzt"

Die Demonstranten richteten ihre Forderungen am Samstag vor allem gen Brüssel, wo die Staats- und Regierungschefs der Eurozone am Sonntag über eine Ausweitung des Euro-Rettungsschirms beraten wollen. Demonstrationen gegen die Macht der Banken soll es an diesem Wochenende unter anderem auch in London, Madrid, Athen, Dublin, Oslo, New York und Los Angeles geben. In Brüssel wollten sich Aktivisten am Sonntagmittag am Justus-Lipsius-Gebäude treffen, in dem das EU-Gipfeltreffen stattfindet.

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Bundesbank-Präsident Jens Weidmann äußerte Verständnis für die weltweiten Proteste. "Die Menschen, die demonstrieren, sprechen einen richtigen Punkt an - nämlich, dass wir noch nicht alle Lehren aus der Krise umgesetzt haben", sagte Weidmann der "Bild am Sonntag". Vor drei Jahren sei eine Regulierung der Finanzmärkte verabredet worden, die noch nicht vollständig umgesetzt sei. Ein Beispiel seien schärfere Regeln für international vernetzte Finanzinstitute, deren Schieflage nach Worten Weidmanns das ganze Finanzsystem in Schwierigkeiten bringen könnte. "Hierzu wird im November der G20-Gipfel in Cannes wichtige Beschlüsse fassen", kündigte der Bundesbank-Präsident an.

Kaum Proteste in Brüssel

Kaum Proteste gab es am Sonntag am Rande des Treffens der europäischen Staats- und Regierungschefs in Brüssel. Etwa 50 Demonstranten versammelten sich in der Nähe des Ratsgebäudes, in dem der EU-Gipfel über Auswege aus der Euro-Schulden-Krise beriet. In der Woche zuvor waren in Brüssel noch 6.000 Menschen auf die Straße gegangen, um ein gerechteres Finanzsystem zu fordern. Demonstrationen gegen die Macht der Banken waren für dieses Wochenende unter anderem auch in London, Madrid, Athen, Dublin, Oslo, New York und Los Angeles angekündigt.

Die große Mehrheit der Bundesbürger hat Verständnis für die weltweiten Proteste, die von der Mitte September formierten "Occupy Wall Street"-Bewegung in New York ihren Ausgang nahmen. Wie eine am Sonntag veröffentlichte Umfrage für das Münchner Nachrichtenmagazin "Focus" ergab, können 87 Prozent der Deutschen den Ärger der Demonstranten nachvollziehen. Nur zwölf Prozent der Befragten sagten, sie hätten kein Verständnis. Ein Prozent machte keine Angaben. Das Meinungsforschungsinstitut TNS-Emnid befragte 1.005 repräsentativ ausgewählte Personen.

epd