Diakonie fordert stärkeren Flüchtlingsschutz
Appell an die Bundesregierung und die Europäische Union: Die Diakonische Konferenz in Halle hat einen stärkeren Schutz der weltweit 43 Millionen Flüchtlinge gefordert.

Zwei Drittel der Flüchtlinge müssten ohne internationalen Rechtsschutz auskommen, da sie keine Staatsgrenzen überschritten hätten, kritisierte das Aufsichtsgremium des bundesweiten Diakonischen Werkes am Donnerstag in Halle. Staatliche und nichtstaatliche bewaffnete Gruppen griffen die Vertriebenen oft an und verstießen gegen humanitäres Völkerrecht.

Resettlement: Neuansiedung von Flüchtlingen unterstützen

Gleichzeitig sei es wichtig, die Europäische Union und Deutschland stärker für die Neuansiedung von Flüchtlingen (Resettlement) in die Verantwortung zu nehmen, erklärte Cornelia Füllkrug-Weitzel, Vizepräsidentin des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Direktorin der Hilfsorganisation "Brot für die Welt". Die Länder, in denen die Menschen zuerst Zuflucht suchten, seien meist durch die Aufnahme der Vertriebenen überfordert.

Von den weltweit benötigten 170.000 Resettlement-Plätzen würden lediglich 80.000 von den Industriestaaten und davon lediglich ein Zehntel von der Europäischen Union bereitgestellt, schätzte der Rechtsberater des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Roland Bank. "Besonders wichtig ist die Umsiedlung für alleinstehende Frauen, Folteropfer oder Minderjährige, deren Bedürfnisse im Erstaufnahmeland nicht gestillt werden können." Doch auch für andere Flüchtlinge sei eine Umsiedlung oft notwendig, da sie sonst häufig aufgrund fehlender Rechte oder ethischer Konflikte in den Lagern blieben.

Die Diakonie forderte zudem eine Ausweitung des Flüchtlingsschutzes. Auch Menschen, die wegen der Folgen des Klimawandels und aufgrund extremer Armut ihre Heimat verließen, müssten anerkannt werden.

43 Millionen Flüchtlinge: Diakonie fordert stärkere Hilfe

Nach Angaben der Diakonischen Konferenz leben von den weltweit über 43 Millionen Menschen vier Fünftel von ihnen in Afrika, Asien oder Lateinamerika. Die meisten von ihnen befänden sich schon seit mehr als fünf Jahren auf der Flucht. Nur wenige von ihnen würden offiziell als Flüchtlinge anerkannt und fänden Zuflucht in einem anderen Land. Im vergangenen Jahr stammten nach Angaben des UNHCR die meisten Flüchtlinge aus Afghanistan und Somalia. Doch aus dem Tschad, dem Kongo, Kolumbien und dem Sudan würden laut Diakonie die Flüchtlingsströme nicht weniger.

Die Diakonische Konferenz hatte ihre am Donnerstag zu Ende gegangene Jahrestagung der Genfer Flüchtlingskonvention gewidmet, die vor 60 Jahren in Kraft trat. Sie legt fest, wer ein Flüchtling ist, und welchen Schutz, welche Hilfe und welche Rechte einem Flüchtling von den Unterzeichnerstaaten erhalten sollte. Weltweit haben mittlerweile 144 Staaten die Konvention unterzeichnet.

epd