Zwölf Wochen nach dem Massenmord an 77 Menschen soll die Isolation mit Kontaktsperre für den geständigen Täter Anders Behring Breivik nicht weiter verlängert werden. Das kündigten die norwegischen Justizbehörden am Donnerstag in Oslo an. Der 32-Jährige hatte am 22. Juli in der Hauptstadt des skandinavischen Landes acht Menschen durch eine Bombe und danach auf der Insel Utøya 69 Teilnehmer eines sozialdemokratischen Jugendlagers getötet.
Die bisher verfügte Frist für die Kontaktsperre läuft am Montag aus. Es gebe für eine weitere komplette Isolation Breiviks keine Notwendigkeit mehr, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Christian Hatlo. Allerdings werde die Untersuchungshaft weiter mit strengen Auflagen, darunter dem Verbot von Medienkontakten, verbunden bleiben. "In Wirklichkeit wird sich wenig für ihn ändern", sagte Hatlo.
Alle bisherigen 14 Verhöre mit einer Gesamtdauer von etwa hundert Stunden hätten zweifelsfrei ergeben, dass der Norweger bei seiner Tat allein gehandelt habe, hieß es weiter. Die Fahnder sind sich nach ihren eigenen Angaben auch "immer sicherer", dass Breivik allein zur Herstellung der sehr kräftigen Bombe fähig war, die vor dem Osloer Regierungshochhaus detonierte. Über die Verlängerung der Untersuchungshaft muss am 14. November entschieden werden.
569 Menschen hielten sich zum Zeitpunkt des Massakers auf
Auf der kleinen Insel Utøya westlich von Oslo hielten sich nach den neuen Polizeiangaben 569 Menschen zum Zeitpunkt des Massakers auf. Sie nahmen an einem sozialdemokratischen Sommerlager für Jugendliche teil. Der fanatische Islamhasser Breivik wollte die Partei von Ministerpräsident Jens Stoltenberg nach seinen eigenen Angaben wegen ihrer Zuwanderungspolitik "so hart wie möglich treffen".
Die Polizei hat seit dem Verbrechen 467 Überlebende von Utøya sowie 319 Zeugen zum Bombenanschlag in Oslo verhört. Hinzu gekommen seien 510 "andere Verhöre", hieß es in der norwegischen Hauptstadt. Der Prozess gegen Breivik wird wegen des beispiellosen Umfangs der Aufklärungsarbeit erst nächstes Jahr erwartet.